La politique des otages sous l'Occupation
Corps 1
Die Geiselpolitik unter der Besatzung Die Exekution von Geiseln hat lange die nationale Erinnerung an das Frankreich der dunklen Jahre geprägt. Zum einen weil man immer dem Tod gegenüberstand, sicher, aber auch weil er unter diesen Umständen als extremste Folge der Besetzung erschien, als äußerste Grausamkeit, da hier die Menschen nicht für das ermordet wurden, was sie getan hatten, sondern weil man durch Repressalien Angst und Schrecken verbreiten wollte. Und schließlich, weil er eine Art Eingeständnis der Niederlage darstellte, indem er einen blutigen Graben zwischen der Nazibesatzung und der französischen Bevölkerung zog.
Corps 2
Nach dem Sieg der deutschen Armeen im Juni 1940 sind die wichtigsten strategischen Ziele des Besetzers ganz klar zu erkennen und bleiben es auch während der ganzen Besatzungszeit. Man muss sich die lokalen Reichtümer aneignen. Außerdem muss die Sicherheit der Truppen und der übrigen deutschen Dienststellen sichergestellt werden. Das Streben nach Sicherheit ist unmittelbar mit unserem Thema verknüpft, denn es erklärt, warum 1941 die Exekution von Geiseln eine Antwort auf etwas ist, das als Drohung empfunden wird, aber auch warum sie vorher nicht angewandt wurde, da sie in den Augen der Deutschen nicht durch die Situation gerechtfertigt war.
In dem Arsenal der Unterdrückungswerkzeuge, über die er verfügt, zieht der Besetzer in der ersten Zeit die klassischen gerichtlichen und polizeilichen Verfahren vor. Er scheut auch nicht vor der verwaltungsmäßigen Internierung zurück, allerdings weit weniger massiv als die Vichy - Regierung. Kollektive Repressalien werden auch angewandt, wenn der Autor der Vergehen nicht gefunden wird: man macht sogar Prominente zu Geiseln, was aber noch nicht die Hinrichtung zur Folge hat.
Damals hat der Militärbefehlshaber in Frankreich (MBF) in Paris das Sagen. Daneben gibt es zwar die Sipo-SD unter Führung von Knochen, aber diese Organisation, die allgemein als Gestapo bezeichnet wurde (die Gestapo war das ausführende Organ der Sipo-SD), war am Anfang nur von marginaler Bedeutung. Sie ruhte nicht, die Machtposition der Polizei aufzuweichen, die zu Beginn der Armee vorbehalten war. Die Geiselfrage war von entscheidender Bedeutung in diesem Konflikt der Kompetenzen. Der Rückgriff auf die Hinrichtung von Geiseln ist also prinzipiell seit 1940 möglich. Aber im Sommer 1941 wird dann ein stärkerer Bruch deutlich, denn die Lage ändert sich völlig. Durch den deutschen Angriff auf die Sowjetunion wird der deutsch-sowjetische Vertrag gebrochen, und die Systeme der Darstellung werden neu organisiert: für die Deutschen kann mit der neuen Frontlinie die "jüdisch - bolschewistische" Thematik entwickelt werden, die bald das Herzstück der Geiselpolitik ausmacht. Für die Kommunisten ist es nicht mehr der imperialistische Krieg, in dem die Gegner in gleicher Weise für alles Unglück der Welt verantwortlich sind, jetzt ist es ein gerechter Krieg, der sich auf eine antinazistische und antifaschistische Allianz der Nationen und der Völker stützt. Von nun an engagiert sich die französische kommunistische Partei (PCF) im bewaffneten Kampf, zumal die schnell aufeinander folgenden Niederlagen der Roten Armee an der Ostfront eine Art Ablenkung nötig machen, die von der kommunistischen Internationalen gefordert wird. Die Front ist überall. Am 21. August 1941 bringt Fabien (Pierre Georges) den Marinekadetten Moser an der Metrostation Barbès um.
Ein Geiselgesetz
Nach dem Attentat von Barbès beginnen die deutschen Behörden mit der Hinrichtung von Geiseln als Antwort auf die Attentate. Es beginnt mit der Ankündigung, dass "alle Franzosen, die sich aus irgendeinem Grund in Haft der deutschen Behörden oder für die deutschen Behörden in Frankreich befinden" als Geiseln anzusehen sind. Am 16. September setzt Keitel auf Befehl von Hitler durch Dekret die Zahl von 50 oder 100 "Kommunisten" fest, die für einen deutschen Soldaten hinzurichten sind. In Frankreich werden die Regeln am 28. September von Otto von Stülpnagel, dem Militäberfehlshaber in Frankreich, in einem "Geiselgesetz" festgelegt. Die kommunistischen Führer ihrerseits stehen einem dreifachen Hindernis gegenüber: der Druck der Polizei in Paris wird zu stark; viele militante Kommunisten schrecken vor einer Art von Aktion zurück, die sehr viel mehr an die anarchistische als an die kommunistische Tradition erinnert; die Bevölkerung akzeptiert diese Form des Kampfes nicht. Die Pariser Kämpfer bringen am 20. und 21. Oktober 1941 den Feldkommandant von Nantes und einen Berater der Militärverwaltung von Bordeaux um. Als Repressalie werden 48 Geiseln in Châteaubriant, Nantes und auf dem Mont Valérien exekutiert, dann 50 in Souge in der Nähe von Bordeaux.
Nach einer neuen Welle von Attentaten Anfang Dezember teilen 95 Kommunisten und/oder Juden das gleiche Schicksal. Die Juden wurden im Lager von Drancy ausgewählt, die Kommunisten in den Lagern von Compiègne und Châteaubriant, in den Gefängnissen von Fresnes, la Santé oder Fontevrault und im Fort von Romainville.
Die wichtigsten Akteure in Frankreich wissen sofort, dass das Hauptproblem in der öffentlichen Meinung liegt, nicht in der militärischen Wirksamkeit solcher Akte des Widerstands. Die militärischen Aktionen sind politisch zu beurteilen. Dies gilt für die drei Akteure, die PCF, Vichy und die Besatzungsmacht. Das Attentat von Barbès wird in der Untergrundzeitung L'Humanité nicht erwähnt. Als es zu den Hinrichtungen der Geiseln kommt, wird das Argument des Schreckens gegen die Deutschen gerichtet, und als man feststellt, dass diese Repressalien in der öffentlichen Meinung massiv abgelehnt werden, kann die PCF folgendermaßen argumentieren: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Beobachter in der Polizeipräfektur von Paris haben das verstanden. In einem Bericht vom 27. Dezember 1941, kurze Zeit nach den Exekutionen von Mitte Dezember, kann man dort lesen, dass "die kommunistischen Führer angesichts dieser Situation beschlossen haben, energisch zu reagieren und die Empörung der Bevölkerung so weit wie möglich auszunutzen (...) Sie werden (...) versuchen zu erreichen, dass sich alle Franzosen ihren terroristischen Aktionen anschließen, um die unschuldigen Opfer der deutschen Unterdrückung zu rächen und sich an den Mördern zu rächen. Diese Propaganda findet möglicherweise ein positives Echo in der Bevölkerung, die auf die Unterdrückungsmethoden der deutschen Behörden mit Unzufriedenheit und Feindschaft reagiert, und es ist mit einem Ansteigen terroristischer Aktionen zu rechnen." In einer Richtlinie von Februar oder März 1942 wird Jacques Duclos, der Führer des kommunistischen Widerstands in Frankreich, ganz deutlich: die Apathie der Gesellschaft muss gebrochen werden, und er ist überzeugt, dass, wenn die Zahl der Attentate steigt, die Unterdrückung nicht Schritt halten kann.
Dies Problem der Meinung besteht auch für das Regime in Vichy, das schon vor den Attentaten eine Periode der Radikalisierung erlebt hatte. So liegt die Schaffung der Sonderabteilungen zwar lange nach dem Attentat von Barbès, aber Darlan selbst, der Vizepräsident des Rates, hatte seit dem 25. Juni 1941 gefordert, dass man so schnell wie möglich eine Untersuchung über "die Einrichtung einer Sondergerichtsbarkeit" anstellen sollte. Nach dem Attentat und der Einführung dieser Sonderjustiz wird die Spannung extrem, und die Besatzung verstärkt die Druckmittel, während Vichy sich über die Gefahr, in der es sich selbst befindet, völlig im Klaren ist, wenn es mit Hinrichtungen von Geiseln in Zusammenhang gebracht wird. In dem herbstlichen Durcheinander geht der französische Innenminister, Pierre Pucheu, sehr weit, denn sein Beauftragter Chassagne beteiligt sich mehr oder weniger an der Auswahl der Geiseln, die schließlich in Châteaubriant exekutiert werden. Dies ist ein fataler Irrtum, und Pucheu setzt sich sofort für die Autonomie seiner Polizei ein, deren gute Arbeit er in diesem Fall mit Recht anführt. Da er die Radikalisierung der Nazis nicht verhindern kann, sieht sich der französische Staat, der die staatliche Kollaboration gesucht hat, von neuem geschwächt.
Die Militärs des MBF ziehen auch die politischen Folgen dieser Geiselexekutionen in Betracht. Man nehme zwei Beispiele. Der Kreiskommandant von Châteaubriant wird am 23. Oktober 1941 mit der Hinrichtung der 27 aus dem Lager von Choisel beauftragt, unter denen sich auch der sehr junge Guy Môquet befindet. Ein außergewöhnliches Dokument lässt den detaillierten Ablauf der Operation erkennen, an dem sich in jeder Etappe sowohl das Heldentum der Märtyrer als auch die Haltung der Behörden ablesen lässt. Es handelt sich um den Bericht, den der stellvertretende Generalinspekteur der Verwaltungsbehörden im Januar 1942 für Pucheu geschrieben hat. Erinnern wir uns daran, dass die 27 gesondert in einer Baracke des Lagers untergebracht werden, wo sie die letzten Briefe an ihre Angehörigen schreiben. Als sie die Baracke verlassen, singen sie die Marseillaise und die Internationale, und das ganze Lager stimmt ein. Sie gehen durch die Schranke des Lagers und durch eine Reihe von Polizisten, die Spalier stehen. Überrachenderweise befiehlt der Leiter des Lagers seinen Männern, das Gewehr zu Ehren der zukünftigen Opfer zu präsentieren. Die deutschen Soldaten führen die 27 bis zu der Lichtung.
Die Exekution wird in Gruppen von jeweils 9 Männern durchgeführt. Keiner der Internierten legt die Augenbinde an, die man ihm reicht. Als alles zu Ende ist, wendet sich der Kreiskommandant an den Lagerleiter und den Unterpräfekten und sagt: "Die Sieger des heutigen Tages sind die, die gestorben sind". Der MBF, Otto von Stülpnagel, sieht die Dinge mehr aus der Ferne, aber er teilt in gewisser Weise das Urteil seines Untergebenen, wenn auch unter einem mehr politischen Aspekt. Am Tag nach der Exekution und dann nach der Welle von Mitte Dezember alarmiert er seine Vorgesetzten und macht sie auf den großen politischen Schaden einer solchen Politik aufmerksam. Am 15. Januar 1942 beantragt er unbeschränkte Vollmachten für die Wahl der angemessenen Methoden im Kampf gegen den "Terrorismus". Im folgenden Monat fährt er nach Berlin, um mit Hitler zu sprechen; aber er wird nur von Keitel empfangen, der sein Verhalten missbilligt. Hier spricht aber nicht der Humanist sondern der Politiker. Er ist entschlossen, mit der Politik der Geiseln fortzufahren. Das bedeutet, sich weiter von der öffentlichen Meinung zu entfernen, gleichzeitig Vichy zu schwächen und es bedeutet auch, die Wirksamkeit der Strafmaßnahmen durch die französische Polizei in Frage zu stellen. Er scheut im Übrigen nicht vor extremen Maßnahmen zurück. So beginnt er mit der massiven Deportation von Juden und Kommunisten in den Osten, als Repressalie (immer im Kampf gegen das "jüdisch - bolschewistische Element"). Der erste Konvoi, der für Ende Dezember vorgesehen war, wird aus technischen Gründen verschoben. Tatsächlich sind die ersten Konvois der "Endlösung" im März und Juni 1942 Vergeltungsmaßnahmen, die aus "jüdischen Geiseln" bestehen. Am 6. Juli 1942 verlässt ein Konvoi mit fast 1200 kommunistischen Geiseln Compiègne.
Zu einer anderen Politik
Da Keitel sein Verhalten im Grundsätzlichen missbilligt, tritt von Stülpnagel zurück. Obwohl er von seinem Vetter Karl abgelöst wird, beschleunigt er so einen Prozess, der schon weitgehend begonnen hatte und der seinen Höhepunkt am 1. Juni 1942 mit der offiziellen Einsetzung von Karl Oberg als Oberster Chef der Polizei und der SS in den besetzten Gebieten hat.
Die Kontrolle über die Polizei ist so von den Militärs auf die Sipo-SD übergegangen. Oberg hat die Probleme gut erkannt. Er nutzt die Rückkehr von Laval an die Macht und die Ernennung von Bousquet zum Generalsekretär der Polizei und begünstigt die Zusammenarbeit der Polizei. Für Bousquet ist dies eine Möglichkeit, die Autorität des französischen Staates zu bekräftigen, auch in der Nordzone, auch auf die Gefahr hin, an der Erfüllung der Ziele der Besatzer mitzuarbeiten. Für Oberg geht es darum, effizient zu sein. Bei seinem Prozess nach dem Krieg äußert er: "Wir waren daran interessiert, dass die französische Polizei in einer Hand vereinigt war (...). Entsprechend der Vereinbarung, die ich mit Bousquet getroffen hatte, handelte die französische Polizei unabhängig auf einer gemeinsamen Linie mit der deutschen Polizei und unter der Verantwortung von Bousquet".
Man konnte es nicht klarer ausdrücken. Die "Geiselpolitik" wird zwar nicht aufgegeben, aber die Exekutionen werden zusammengefasst, um ihren Einschüchterungseffekt zu erhöhen und den Polizisten Zeit zu lassen, die Schuldigen zu suchen. 88 Geiseln werden so am 11. August 1942 erschossen. Am 21. September sind es 116, die größte Gruppe während der gesamten Besatzungszeit. Aber Oberg erkennt, dass das von ihm bevorzugte Protokoll nicht wirksamer ist. Darüber hinaus muss er konstatieren, dass es sich störend auf die Anwerbung von Arbeitern auswirken könnte, die das neue französische Gesetz vom 4. September 1942 ermöglicht. Zur gleichen Zeit ist die französische Polizei sehr effizient. Die für den 15. Oktober vorgesehene Exekution wird abgelehnt und dann verschoben. Die Geiselpolitik wird unterbrochen. Es gab nur eine Ausnahme bei der neuen Regelung: nach dem Attentat auf Ritter, dem Vertreter von Gauleiter Sauckel in Frankreich, durch die FTP-MOI der Pariser Region werden 50 Geiseln aus dem Fort von Romainville im Oktober 1943 exekutiert.
Nach der Unterbrechung vom Herbst 1942 werden die Geiseln, die nicht erschossen wurden, in Sonderkonvois deportiert: die Sipo-SD entscheidet in der Tat, sie in ein Konzentrationslager zu deportieren, indem sie sich die Garantie der Vertraulichkeit zu Nutze macht, die von der später als Nacht und Nebel, tatsächlich Nomen Nescio und auf Deutsch als " X" bezeichneten Verordnung zugesichert wurde. Hunderte von Mitgliedern der Résistence und Geiseln werden so in die Verborgenheit der Konzentrationslager des Reichs geschickt. Zwischen September 1941 und Oktober 1943 werden so 735 Personen unter dem Militärkommando von Paris als Geiseln hingerichtet. Wenn man die 75 Geiseln aus den Departements Nord und Pas-de-Calais dazu zählt, die dem Kommando in Brüssel angehören, kommt man auf die Zahl 810.
Quelle : Denis Peschanski, Forschungsleiter des CNRS, CHS, Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne und CNRS. Thomas Fontaine, Doktorand, CHS, Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne und CNRS, Forscher an der Widerstandsstiftung, Fondation de la Résistance.