Louis Adrian
Von der erfolgreichen Teilnahme am Auswahlverfahren bis zum Ritter der Ehrenlegion
Louis Auguste wird 1859 in einer einfachen katholischen Familie aus Metz geboren. Seine Eltern sind Jean Louis (Gasbeamter) und Cornélie Joseph. Die Niederlage von 1871 zwingt die Adrians ins Exil, zunächst nach Saint-Omer dann nach Bourges und schließlich nach Tours (5 rue Sully). Der Stipendiat und brillante Schüler des Lycée Descartes nimmt erfolgreich am allgemeinen Auswahlverfahren, dem Concours Général im Jahr 1878 teil. Er tritt 1880 in die Ingenieursschule Ecole Polytechnique ein und wählt das Pionierwesen. Er bleibt ein Jahr in der Militärschule Ecole d'application in Fontainebleau bevor er zum Leutnant im 3. Regiment von Arras ernannt wird. Hier die physische Beschreibung in der Datei der ehemaligen Schüler der Ecole Polytechnique: "Hellbraunes Haar - gewöhnliche Stirn - durchschnittliche Nase - blaue Augen - durchschnittlicher Mund - rundes Kinn - ovales Gesicht - Größe 170"
Er wird 1885 zum Hauptmann ernannt und kommt in den Verwaltungsbezirk Cherbourg, wo er an der Errichtung der neuen Kasernen der Manche sowie an den Verteidigungsanlagen der Küste arbeitet. Durch das Leben in der Garnison lernt er Saumur, Rennes und Granville kennen, wo er 1889 Marguerite Pigeon heiratet. 1885 organisierte er die Entsendung und nimmt selbst am Expeditionscorps nach Madagaskar teil. Vor Ort koordiniert er die Logistik: Verbesserung des Straßennetzes, Errichtung von Brücken und leichten Baracken. Erschöpft von Klima und Dienst kehrt er 1895 nach Hause zurück, wo er mit 36 Jahren für seine Kriegsdienste mit dem Kreuz des Ritters der Ehrenlegion ausgezeichnet wird.
Der Reformer der Intendantur
Adrian wird in den Verwaltungsbezirk Paris (rechtes Ufer) versetzt und besucht dann den Vorbereitungskurs für die Aufnahme in die Intendantur. Im März 1898, im Rang eines militärischen Unterintendanten 3. Klasse, arbeitet er als Abteilungsleiter in der Unterintendantur von Valenciennes. In der Revue de l'Intendance veröffentlicht er Artikel über die Forschung und die Nutzung der Ressourcen im Norden und schreibt ein Handbuch für die Offiziersstellvertreter der Unterintendanten. 1900 wird er in die erste Unterintendantur von Paris in die Versorgungsabteilung versetzt. Im darauf folgenden Jahr überprüft er die Konten der Truppencorps der zweiten Unterintendantur von Vincennes, und unterrichtet die Offiziersanwärter der Intendanz. Im Juli 1904 kommt er mit einem Rang als 2. Klasse nach Arras zurück. Adrian wird zum Unterdirektor der Intendantur im Kriegsministerium ernannt und soll Betrug und Korruptionsversuche der Armeelieferanten aufdecken. Er bekämpft diese mit einem neuen Lastenheft der Intendantur, das zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Truppen führt. Diese Arbeit beschert ihm 1908 eine Beförderung in die 1. Klasse und seine Eintragung, am 20. Juli 1911, in die Listen für den Rang eines Offiziers der Ehrenlegion für "außergewöhnliche Dienste anlässlich der Übernahme durch den Staat des Materials der Hersteller von Militärbetten". Er erhält die Auszeichnung am 31. Dezember 1912. Er wird auf eigenen Wunsch 1913 in den vorzeitigen Ruhestand entlassen und lässt sich im Haus der Familie in Genêts (Manche) nieder, bevor er als Experte den Rinderzüchtern von Orinoco (Venezuela) bei der Produktion und Konservierung von Rindfleisch zur Seite steht. Für sie konzipiert er vorgefertigte und abbaubare Holzbaracken.
Der "Chef der Abteilung für Improvisierung"
Auf eigenen Wunsch 1914 wieder aktiviert, wird er als Aushilfsbeamter in der Versorgungsabteilung in der Beauce und in der Touraine eingesetzt. Als Stellvertreter des Direktors der Intendantur im Kriegsministerium kümmert er sich um die Fragen der Kleidung und der Ausrüstung, wobei es ihm völlig an Mitteln fehlt. Anfang 1914 ist er mit der Beschaffung von Textilien in Lille beauftragt, schnappt den Deutschen über 4000 Tonnen Tuch, Leinen und Wollstoffe unter der Nase weg und organisiert die Weiterbehandlung der Stoffe. Nach der Rückkehr von seiner Mission plant er den Ersatz der Uniformen, reorganisiert die Anlagen zur Textilherstellung, lässt die Uniformen der Feuerwehrleute und Briefträger beschlagnahmen. Er ist über das tägliche Leben an der Front informiert und lässt den Soldaten auf eigene Initiative Umhänge aus Schaffell zukommen, um sie besser vor dem harten Winter zu schützen. 1915 schlägt er ein Modell von Schützengrabenstiefeln und sein in Venezuela erprobtes Barackenmodell vor, das die konischen Militärzelte ersetzen soll. 1915 geht der Bau von Baracken vom Genie auf die Intendantur über. In Voraussicht auf den Winterfeldzug dezentralisiert Adrian die Herstellung der Baracken und setzt über zweihundert Unternehmen für eine Tagesproduktion von fünfzig Stück ein.
Der Militärintendant und sein Helm
Der Name Adrian ist eng mit dem Helm des "Poilu" verbunden. Der Krieg in den Schützengräben wird mit Streugeschossen geführt. Drei Viertel der Verletzten haben Kopfverletzungen, 88 % davon enden tödlich. Die Soldaten benötigen einen schützenden und gleichzeitig leichten Helm. Adrian entwickelt also einen Kopfschutz, die Cervelière, eine metallische Haube aus 0,5 mm dickem Metall, das in der Schirmmütze getragen wird und den Schädel vor Steinen, Kugeln etc. schützen soll. Aber dieses in 700.000 Exemplaren hergestellte und Ende des Winters 1915 verteilte Modell wird als unzureichend angesehen, auch wenn es vor 60 % der Splitter schützt. Am 21. Februar 1915 entscheidet sich das Kriegsministerium auf Empfehlung des Generals Joffre für den Einsatz eines Stahlhelms für die Infanterie. Weniger als einen Monat später einigt man sich auf das vom Militärmaler Georges Scott entworfene Modell "Drachenhelm", dessen zu komplizierte Form die Fabrikationszeiten verlängert und damit dem Prototyp von Adrian zu Gute kommt. Um den Schutz vor den Kugeln zu verbessern, entwirft Adrian einen Helm, der auf einem neuen Konzept beruht und eine einfache Herstellung mit Wirksamkeit verbindet. Im April 1915 wird der Helm, der aus 700 g Stahlblech besteht, vorgestellt und genehmigt. 1.600.000 Exemplare dieses Helms werden am 5. Juni 1915 bestellt. Über 7 Millionen Stück werden bereits im ersten Jahr hergestellt. Der Helm ist ein solcher Erfolg in Militärkreisen, dass die westlichen Armeen ihn massenweise bestellen (Italien, Belgien, Serbien, Rumänien, Holland und Russland). Im Oktober 1915 wird Adrian für seine gesamte Arbeit zum Kommandanten der Ehrenlegion ernannt.
Ein Erfinder im Dienst der Soldaten
Adrian entwickelt bereits im Herbst 1915 einen Bauchpanzer, der effizient vor Stacheldraht und Bajonetten schützt und versieht die Träger der Rucksäcke mit einem Haltesystem, um das Gewicht besser zu verteilen und die Abnutzung durch die Gurte zu verringern. Der Militärintendant ist auch einer der Erfinder der Taxis de la Marne. Joffre und Gallieni übernehmen später seine Idee, das Automobil zu verwenden, um rasch Truppen an die Front zu bringen.
Die Wiedereingliederung, der "Retter von Paris", der der Großoffizier der Ehrenlegion
Im April 1916 ermöglicht ein Gesetz über die Rekrutierung der Intendantur die Wiedereingliederung von militärischen Unterintendanten, die in Friedenszeiten vorzeitig in den Ruhestand gegangen sind und während des Kriegs außergewöhnliche Dienste geleistet haben, in den aktiven Dienst. Seine Ernennung durch das Dekret von 17. Mai 1916 löst Beschwerden und Neid aus. Der Untersuchungsbericht beschuldigt ihn unter anderem sich illegal um Geschäfte gekümmert zu haben und sich seine militärischen Erfindungen patentiert haben zu lassen. Ende 1916 wird die Abteilung von Adrian aufgelöst und die Herstellung der Baracken kehrt zum Pionierwesen zurück. Im Februar 1917 wird Adrian zur Mission für technische Versuche, Studien und Experimente im Untersekretariat der Erfindungen versetzt. Er setzt seine Arbeiten an Rüstungen, splitterfesten Brillen, gepanzerten Geschütztürmen für Flugzeugsitze und der Nutzung der Sonnenenergie fort. Ein zweiter Bericht unterstreicht die Bedeutung der von ihm geleisteten Dienste und rechtfertigt seine Handlungsweise unter den besonderen Umständen. Er wird am 26. Juni 1917 zum Militärintendanten ernannt und vom Ratspräsidenten Clemenceau mit der Leitung der Generalinspektion der Quartiere des Unterstaatssekretariats der Administration beauftragt. Der Militärintendant kontrolliert die Beschaffungsabteilungen der Armee und ab 1918 kümmert er sich um die Abteilung der Evakuierten, Flüchtlinge und Heimkehrer. Seine Beliebtheit wächst weiter, als er durch Triangulation, ausgehend von den auf Paris gefallenen Bomben, die "Grosse Bertha " im Wald von Compiègne ausfindig macht. Der Militärintendant wird von der Kommission zur Verjüngung der Führungskräfte im August 1918 in die Reservesektion abgeschoben. Aber die von Unterstaatssekretär Abrami durchgeführte Gegenuntersuchung annulliert im Dezember 1918 die Entscheidung der Kommission und gliedert den Militärintendanten im März 1919 wieder in seine Funktion als Generalinspektor ein. Louis Auguste Adrian erhält am 16. Juni 1920 die Auszeichnung als Großoffizier der Ehrenlegion. Er erkrankt und zieht sich auf sein Gut in Genêts in der Normandie zurück. Im August 1933 stirbt er im Militärkrankenhaus Val-de-Grâce.