Louis Pergaud
"Gestorben für Frankreich"
Louis Pergaud wird am 22. Januar 1882 in Belmont, Doubs geboren. Als Sohn eines Dorfschulmeisters verbringt er seine Kindheit in kleinen Dörfern, wo er das Landleben erkundet und mit seinen Freunden Forellen fischen geht. Der ausgezeichnete Schüler wechselt im Jahr 1898 an die École normale und wird im Oktober 1901 zum Lehrer ernannt. Durch den Tod beider Elternteile im Februar und März 1900 erleidet der junge Mann ein schweres Trauma. In den Gedichten von Léon Deubel findet er nicht nur Trost, sondern sie erwecken in ihm auch die Leidenschaft für die Literatur.
1902 leistet er seinen Militärdienst ab, den er in schlechter Erinnerung behalten sollte. Seine im Jahr 1903 mit Marthe Caffot geschlossene Ehe scheitert und seine Tochter stirbt im Jahr 1904. Gleichzeitig führt seine republikanische Gesinnung zu Streitereien mit der Bevölkerung, was zu seiner Versetzung nach Landresse führt. All dies in einer Zeit, wo die Spannungen zwischen Kirche und der republikanischen Schule äußerst hoch sind. Der sich in seiner Haut äußerst unwohl fühlende Louis Pergaud flüchtet sich in die Jagd, Spaziergänge, Kindheitsträume und Gespräche mit seinen Freunden, darunter der redselige Schankwirt Duboz. Schon bald verliebt er sich in eine seiner Töchter, Delphine. Léon Deubel, der ihm geholfen hatte, 1904 seinen ersten Gedichtband zu veröffentlichen, schlägt ihm vor, nach Paris zu kommen.
Pergaud entscheidet sich, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. 1907 zieht er in die Hauptstadt und heiratet nach seiner Scheidung dann Delphine. Léon Deubel unterstützt ihn in seinem Wunsch zu schreiben. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, nimmt er seinen Lehrerberuf wieder auf und während der Ferien widmet er sich seinen Werken. Auf Anhieb gelingt es Louis Pergaud, in der literarischen Welt bekannt zu werden: Sein Erfolg wird durch die Verleihung des Prix Goncourt für sein erstes Werk De Goupil à Margot, das sehr erfolgreich ist, gekrönt.
1912 folgt die Veröffentlichung von La Guerre des boutons, roman de ma douzième année. Die Geschichte basiert auf den Rivalitäten zweier Dörfer und der Autor nutzt diese Kulisse, um humorvoll und teilweise bissig die Themen anzuschneiden, die ihm wichtig sind: das ländliche Leben, das Kirchturmdenken, die Streitereien zwischen Laizismus und Kirche…1913 ist für Pergaud ein äußerst erfolgreiches Jahr, in dem er sein Buch Roman de Miraut, chien de chasse veröffentlicht. Durch den Selbstmord von Léon Deubel bringt ihm das Jahr jedoch auch äußerst schmerzvolle Momente.
Als naturalistischer Schriftsteller verfasst Pergaud wortreiche und komplexe Texte, Hymnen auf das unbeschwerte Leben, innovativ und stets darauf bedacht, Empathie für die Tiere zu wecken. Er kehrt in sein ländliches Universum zurück und verfasst mehrere Texte, die er dann im Frühjahr 1914 im Mercure de France unter dem Titel Les rustiques veröffentlicht. Das Buch ist noch nicht gedruckt, als Louis Pergaud in die Armee einberufen wird. Am 2. September bricht der Krieg aus. Eingeschrieben mit der Nummer 2216 in Belfort, wird er dem 166. Infanterieregiment in Verdun als Unteroffizier zugeteilt. "Als Pazifist und Antimilitarist wollte ich nicht, dass mein Land unter der militärischen Fuchtel des deutschen Kaisers noch unter irgendeiner anderen steht. » (1)
Im Oktober erreicht er die Front, im Sektor Meuse in Woëvre, einer Region mit feuchtem Klima, in deren Hügeln erbitterte Kämpfe stattfinden. Seine Korrespondenz stigmatisiert die "Lehnstuhlpatrioten", und er beschreibt den Mut der Frontsoldaten, die schlammigen Schützengräben und den Tod als ständigen Begleiter. Die kindlichen Raufereien zwischen der Bande von Lebrac und der von Aztec des Gués, Helden in La Guerre des boutons, haben in diesem Konflikt der Erwachsenen eine tödliche Dimension angenommen.
Unterleutnant Louis Pergaud (in der Bildmitte).
Im Frühjahr 1915 starten die Franzosen einen Angriff in den Höhenlagen der Meuse. In der Nacht des 7. April greift die Kompanie unter Unterleutnant Pergaud über Fresnes-en-Woëvre die Flanke 233 in Richtung Marchéville an. Kurz vor den feindlichen Schützengräben geraten die Soldaten in heftigem Regen unter massiven Beschuss. Die Sektion von Louis Pergaud erleidet erhebliche Verluste und die Überlebenden verschanzen sich und ziehen sich im Morgengrauen zurück. Der Schriftsteller wurde nicht wieder gesehen. Seine Männer berichteten, er sei verletzt worden. Möglicherweise wurde er von deutschen Sanitätern geborgen und in einen Schützenraben gebracht, um eine mögliche Evakuierung abzuwarten. Für die Eroberung des Kamms von Éparges musste die Flanke 233 wiedergewonnen werden: Am darauffolgenden Morgen beginnt die französische Artillerie mit dem Dauerbeschuss, wobei die gesamte Landschaft zerstört wird und die Soldaten für immer namenlos unter dieser Erde begraben werden.
Am 4. August 1921 wird der verschwundene Louis Pergaud vom Gericht der Seine als vermisst und am 8. April 1915 in Fresnes-en-Woëvre als "gestorben für Frankreich" erklärt. Er zählt zu den 1.160 Vermissten und Gefallenen des 166. Infanterieregiments für das Jahr 1915. Kein Grabstein erinnert an ihn, und so sind es seine Bücher, die das Gedächtnis an diesen Schriftsteller mit dem traurigen Schicksal erhalten.
Gedenktafel, 3 rue Marguerin, Paris 14. Arrondissement. Quelle: © Public Domain / Wikimedia Commons