Marie-Pierre Koenig
Ein außerordentlicher Mann, ein außergewöhnlicher Soldat, der "für immer in die Geschichte eingehen wird" (Michel Debré) ...
Pierre Koenig wird am 10. Oktober 1898 in Caen (Calvados) als Sohn eines Orgelbauers geboren. Er stammt aus einer alten elsässischen Familie. Er verbringt seine Schulzeit bei den Brüdern der christlichen Schulen. Nach dem Abitur meldet er sich freiwillig, um seinem Vaterland zu dienen und wird am 17. April 1917 in das 36. Infanterieregiment (RI) eingegliedert. Im Februar 1918 ist er Offiziersanwärter, nimmt im Mai 1918 an der Schlacht um Flandern teil, im Juni - Juli an der Schlacht von Matz und dann im August - September an der Offensive an der Oise und einen Monat später an den Kämpfen an der Ailette. Als vorbildlicher Soldat wird er auf der Ebene der Armee am 26. September 1918 ehrenvoll erwähnt und erhält die Militärmedaille. Nach dem Krieg beschließt Pierre Koenig, die militärische Karriere einzuschlagen. Er geht zum 15. Bataillon der Alpenjäger, dient in Oberschlesien und an der Ruhr (1919 bis 1922) und wird 1920 zum Leutnant befördert, bevor er in die Alpen beordert wird (1922-1923). Er dient dann bis 1929 als Nachrichtenoffizier im Stab der 40. und 43. Infanteriedivision der Besatzungstruppen in Deutschland. Nach zwei Jahren im 5. RI in Paris wird er als Kommandeur einer Kompanie im 4. Fremdenregiment nach Marokko geschickt (1931-1934), wo er Unternehmen zur Befriedung des Protektorats durchführt. Während seiner Abordnung zu General Catroux in Marrakesch leitet Hauptmann Koenig verschiedene Operationen im Hinterland, als der Krieg 1939 ausbricht.
Im Februar 1940 gehört er mit den aus Nordafrika abgeordneten Einheiten der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion (DBLE) zu dem Expeditionskorps in Norwegen, wo er sich bei den Kämpfen von Namsos auszeichnet. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich erlebt er am 15. Juni 1940 den Einmarsch der Wehrmacht in Brest. Da er die Aufgabe des Kampfes durch die französische Armee nicht akzeptieren kann, beschließt er, mit einigen Kameraden aus der 13. Halbbrigade nach London zu gehen. Er legt am 19. Juni in Saint-Jacut de la Mer ab und landet am 21. an der britischen Küste.
Am 1. Juli nimmt er als Bataillonschef mit seinen Kameraden von der 13. DBLE an der erfolglosen Unternehmung von Dakar teil, dann an der Operation "Menace" (Drohung), während der er im November Gabun von den Anhängern der Vichy - Regierung zurück gewinnt. Im Dezember 1940 wird er zum Kommandeur von Kamerun ernannt. Unter dem Decknamen "Mutin" geht er einen Monat später zu den Truppen des Freien Frankreich FFL im englischsprachigen Sudan, bevor er sich Anfang 1941 in die Gebiete der Levante begibt. Als Oberstleutnant ist er Stabschef von General Legentilhomme während der Schlacht um Syrien und wird zum Delegierten des Freien Frankreich in der Waffenstillstandskommission von Saint-Jean d'Acre nach der Kapitulation von General Dentz gewählt. Als Brigadegeneral auf Zeit arbeitet er an der Reorganisation der freien französischen Truppen der Levante.
Als Kommandeur der 1. leichten Division der freien französischen Streitkräfte FFL (bzw. der 1. freien französischen Brigade BFL) schließt er sich der 8. britischen Armee an, kämpft in Libyen, in Halfaya (Dezember 1941 und Januar 1942), in Mechili (Februar 1942) und Bir-Hakeim (Februar-Juni 1942). Er erfüllt die von ihm gestellte Aufgabe, gegenüber dem Afrikakorps von Rommel "in jedem Fall die Stellung zu halten, bis zu unserem endgültigen Sieg" (Botschaft von Koenig an seine Truppen am Morgen des 3. Juni), und zwar 14 Tage lang, vom 27. Mai bis zum 10. Juni 1942, was es der englischen Armee ermöglicht, sich in Alexandria neu aufzustellen: "indem sie den deutschen Vormarsch aufhielten [Pierre Koenig und seine Männer] gewann man Zeit, um die Truppen von Palästina zu holen und Ägypten zu decken" äußert Winston Churchill anerkennend. General de Gaulle verleiht ihm das Kreuz der Befreiung für diese große Kriegsleistung.
Während ihm sein Ruf vorauseilt, nimmt Koenig an dem Sieg über die Truppen der Achse in El-Alamein im Oktober 1942 teil. Dann führt er seine Truppen als Unterstützung von General de Larminat zur Eroberung von Libyen und Tunesien. Anfang August 1943 übt er die Funktion des stellvertretenden Stabschefs der Armee in Algier aus. Dort hat er die Aufgabe, die Truppen von Nordafrika und dem Freien Frankreich zu vereinen und die zwischen ihnen bestehenden Spannungen abzubauen. Ab März 1944 betritt General Koenig die politische und diplomatische Bühne: er wird zum Delegierten der provisorischen Regierung der Französischen Republik (GPRF) bei General Eisenhower gewählt, dem Oberkommandierenden der französischen Streitkräfte in Großbritannien und Kommandeur der französischen Streitkräfte im Innern (FFI).
Insbesondere erreicht er bei den Alliierten den Abwurf von Waffen für die FFI als Vorbereitung der Landung in der Normandie, womit er zur Koordinierung der regulären Truppen und der Aktionen der Guerillakämpfer des Widerstandes beiträgt. Nach seiner Ernennung zum Generalleutnant am 28. Juni 1944 wird er am 25.
August zum ersten Militärgouverneur von Paris im befreiten Frankreich ernannt. Als Kommandeur der französischen Streitkräfte in Deutschland (Juli 1945 bis August 1949) wird er am 20. Mai 1946 General und erhält das Großkreuz der Ehrenlegion. Als Inspekteur der Land-, See- und Luftstreitkräfte von Nordafrika und stellvertretender Präsident des Obersten Kriegsrats wird er 1951 in die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften und zum Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates berufen. Da er den Wunsch hat, sich aktiv an den Angelegenheiten der Republik zu beteiligen, lässt sich Pierre Koenig 1951 zum Abgeordneten des Departements Bas-Rhin wählen (und wird 1956 wieder gewählt) und übernimmt die Präsidentschaft der Kommission für die nationale Verteidigung im Parlament (August 1951 bis Juni 1954). Er ist als Verteidigungsminister von Juni bis August 1954 Mitglied der Regierung Mendès-France und füllt diesen Posten ein zweites Mal im Kabinett Edgar Faure aus (von Februar bis Oktober 1955). Im Jahr 1958 verabschiedet er sich vom politischen Leben.
Pierre Koenig stirbt am 2. September 1970 im Amerikanischen Hospital von Neuilly-sur-Seine. Er wird nach einer offiziellen Trauerfeier in der Kirche Saint-Louis des Invalides auf dem Pariser Friedhof Montmartre beigesetzt. Als außergewöhnlicher Mann und Mitglied des Befreiungsordens wird Pierre Koenig posthum am 6. Juni 1984 durch Dekret zum Marschall von Frankreich erhoben.