Operation Torch, die Landung der Alliierten in Nordafrika
Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
Im Frühjahr 1942 gehen die Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan an allen Fronten als Sieger hervor, in Russland ebenso wie in Afrika und im Pazifik. Deutschland beherrscht große Teile Europas.
Siegreich im Osten und in Afrika, wo die deutsch-italienischen Truppen von General Rommel Kyrenaika zurückgeholt haben und sich auf einen Einmarsch in Ägypten vorbereiten.
Mit den erfolgreichen Landungen am 8. November 1942 in Nordafrika wendet sich die militärische Lage ab 1942 zugunsten der Alliierten.
Nordafrika statt Europa
Der britische Premierminister Winston Churchill und der amerikanische Präsident Franklin Roosevelt im August 1941 an Bord der USS Augusta vor der Küste Neufundlands. United States Federal Government.
Quelle: Foto frei von Rechten Dritter
Seit dem Kriegseintritt der USA sind Briten und Amerikaner durch eine lange Debatte zur Strategie des Kampfes gegen Deutschland entzweit. Curchill will seine Politik der Einkreisung des Gegners - parallel zu Behinderungen durch die Seeblockade, zu Vorstößen an den französischen Küsten und zu Bombenangriffen auf die Rückflanken des Feindes - mit der Besetzung der südlichen Mittelmeerküste fortsetzen, was ab dem Frühjahr 1942 erfolgen kann. Um Deutschland ins Mark zu treffen und gleichzeitig Stalin zufrieden zu stellen, der darauf drängt, eine zweite Front im Westen zu eröffnen, zieht Roosevelt einen Frontalangriff und eine direkte Landung in Europa vor. Der Zustand der alliierten Streitkräfte lässt eine solche Intervention jedoch nicht vor 1943 zu. Nach mehrmonatigen Geheimverhandlungen unterstützen die Amerikaner im Juli 1942 schließlich den britischen Vorschlag. Ende September ist der Angriffsplan festgelegt. Er sieht Landungen in Marokko, Oran und Algier vor.
General Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte, und Admiral Cunningham, Befehlshaber der Seestreitkräfte, studieren die Landungspläne. Quelle: Historischer Dienst
Auf der Suche nach einer Legitimierung
Diese Intervention wirft jedoch ein entscheidendes politisches Problem auf. Marokko, Algerien und Tunesien gehören zu Französisch-Nordafrika, das nominell der Regierung des Vichy-Regimes untersteht und zu dem die Amerikaner noch immer diplomatische Beziehungen pflegen. Die nach dem Waffenstillstand wieder aufgestellte Armee zählte circa 110.000 Mann. Die Alliierten laufen Gefahr, auf heftigen Widerstand zu stoßen, der zu erbitterten Kämpfen führen könnte. Stellt sich also die Frage, ob sie sich mit dem lokalen Widerstand verbünden und eine Übereinkunft mit den Chefs von Französisch-Nordafrika erzielen sollten. Die Amerikaner, die General de Gaulle, dem Chef der Freien Franzosen, misstrauten, da er wenige Getreue in Französisch-Nordafrika zu haben schien, wenden sich an seinen Rivalen General Giraud, der im April aus Deutschland geflohen war.
Franklin D. Roosevelt und General Henri Giraud am 19.01.1943 in Casablanca. United States Federal Government. Quelle: Foto frei von Rechten Dritter
Nachdem dieser einen Großteil seiner Militärlaufbahn in Afrika absolviert hat, erscheint er Ihnen geeigneter, die Afrika-Armee um sich zu scharen. Nachdem sie auch den ”obersten zivilen und militärischen Chefs” misstrauen und das Risiko einer Niederlage nicht eingehen können, beschließen sie, die lokale Résistance einzubeziehen.
Robert Murphy, seit Dezember 1940 Berater von Präsident Roosevelt in Französisch-Nordafrika, wird mit der Vorbereitung des politischen Terrains betraut. Er kontaktiert Widerstandskämpfer in Algerien, die von einigen französischen Offizieren unterstützt werden. Am 23. Oktober trifft General Clark, Stellvertreter von General Eisenhower, nicht ohne Risiko, die Widerstandskämpfer in Cherchell, um die Modalitäten ihrer Unterstützung bei den Landungen der alliierten Truppen zu besprechen. Am 2. November wird mit General Giraud eine Grundsatzvereinbarung geschlossen.
Die Alliierten erobern Algerien und Marokko
Die ursprünglich für den 30. Oktober geplante Operation ”Torch” wird auf den 8. November verschoben. Die anglo-amerikanischen Streitkräfte unter dem Kommando von General Eisenhower umfassen 200 Kriegsschiffe, 100 Transportschiffe, 107.000 Mann und eine breite Luftunterstützung. Die aus den USA kommende Western Task Force soll in Marokko landen. Die aus England kommende Center Task und Eastern Task Forces sollen in Oran und Algier landen.
Vorderseite des Flugblattes, das die Amerikaner vor der Landung in Nordafrika aus Flugzeugen abgeworfen haben. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
Rückseite des Flugblattes, das die Amerikaner vor der Landung in Nordafrika aus Flugzeugen abgeworfen haben. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
In den frühen Morgenstunden des 8. Novembers präsentiert sich die alliierte Flotte vor der algerischen und marokkanischen Küste.
Strecke der Konvois. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
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Die Landungen der Alliierten in Algerien und Marokko. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
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Unaufhaltsamer Vormarsch in Algier
Die Operationen im Abschnitt Algier verlaufen ohne größere Probleme, insbesondere dank der Unterstützung durch 400 junge Widerstandskämpfer. Die Truppen landen um 2.30 Uhr, mit einer Stunde Verspätung, an drei verschiedenen Stränden in der Nähe von Sidi Ferruch, Castiglione und dem Cap Matifou. In Sidi Ferruch leistet die übergelaufene Garnison keinen Widerstand. Das Vordringen der Alliierten wird im Übrigen nur durch einige sporadische Gefechte verzögert.
Die Flotte von Admiral Cunningham vor der afrikanischen Küste. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
An den Stränden des Cap Matifou benötigen sie mehrere Stunden, um mit Unterstützung von Marine und Fliegerstaffel eine Küstenbatterie auszuschalten.
Landung der Truppen in Surcouf, in der Nähe von Algier. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
Im Hafen von Algier dagegen treffen sie auf erhebliche Schwierigkeiten. Zwei britische Zerstörer versuchen, die Meereseinfahrt zu durchbrechen und ihre US-Ranger direkt auf dem Dock abzusetzen. Heftiges Artilleriefeuer zwingt sie zum Rückzug. Sie müssen 200 Mann zurücklassen, die rasch gefangen genommen werden.
Unter dem Schutz einer Nebelwand beginnt die Landung der Alliierten in Algier. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
Während dieser Zeit besetzt die algerische Résistance, deren Aktion am Vorabend begonnen hat, die strategischen Verwaltungs- und Militärstützpunkte, kappt die Kabel und Telefonleitungen und verhaftet die wichtigsten Militärchefs, einschließlich General Juin, Oberbefehlshaber der Streitkräfte von Französisch-Nordafrika, und Admiral Darlan, Oberbefehlshaber der französischen Armee, der sich zufälligerweise vor Ort aufhält. Die Résistance kann sich jedoch nicht lange halten und die Befehlsgewalten übernehmen bald wieder die Kontrolle über die Stadt. Doch das Vordringen der Alliierten ist unaufhaltbar und am frühen Nachmittag erreichen Sie das Stadtzentrum von Algier. Verhandlungen stehen an. Admiral Darlan ermächtigt General Juin, mit den Alliierten Verhandlungen über Algier zu führen. Am späten Nachmittag wird ein Waffenstillstand unterzeichnet.
Ein Truppentransport auf dem Weg nach Oran. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
Erbitterter Kampf in Oran und in Marokko
In Oran hält sich die Afrika-Armee am selben Tag bereit, gemäß den Befehlen aus Vichy jegliche Angriffe abzuwehren. Die Alliierten gehen um 2.30 Uhr in Arzew, Andalouses und Marsa bou-Zedjhar an Land und sollen in Oran wieder zusammenkommen. Die Résistance, deren Kommandeur noch vor Beginn der Operationen verhaftet wird, ist zersetzt und handlungsunfähig. Die Verteidigung ist verbissen. Der Hafen von Oran kann nicht eingenommen werden, ebenso wenig die Militärbasis Senia.
Landung in Arzew, östlich von Oran. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
In Marokko, wo die Aktion der Résistance wie in Oran scheitert, wird der Befehl zum Gegenangriff erteilt. Die Verbände landen ab 5 Uhr früh in Fédala, Mehdia und Safi und stoßen auf heftigen Widerstand. In Mehdia und Port-Lyautey entwickeln sich hitzige Gefechte.
Ankunft alliierter Streitkräfte am Strand von Fédala, in der Nähe von Casablanca. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
Am Abend des 8. November wird die Lage überall anders unsicher, während die Kämpfe in Algier aufgehört haben.
Amerikanische Soldaten beziehen Stellung zwischen Fédala und Casablanca. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
Während der Abwesenheit von General Giraud, der noch nicht aus Gibraltar zurück ist, wo er General Eisenhower getroffen hat, wenden sich die Amerikaner an Admiral Darlan. Am 9. November trifft dieser General Clark, um die Bedingungen für einen allgemeinen Waffenstillstand zu vereinbaren. Am späten Vormittag des nächsten Tages gibt er den Befehl zur Feuereinstellung. Während Oran nach einem erbitterten Kampf fällt, gehen die Kämpfe in Casablanca bis spät in die Abendstunden weiter.
US-Militärparade in den Straßen von Oran nach der Landung. Quelle: Historischer Dienst der Verteidigung
US-Einmarsch in Casablanca - Kollektion DMPA
Am Ende der Operation gibt es 479 Tote und 720 Verletzte bei den Alliierten und 1.346 Tote und 1.997 Verletzte bei den Franzosen zu beklagen. Die Antwort Deutschlands folgt auf den Fuß. Am 11. November wird Frankreich von der Wehrmacht vollständig besetzt. Am 12. November besetzen die deutsch-italienischen Truppen, deren erste Verbände mit Zustimmung des Vichy-Regimes schon am 9. November zur Verstärkung abkommandiert wurden, Tunesien. Am 22. November unterzeichnen die Amerikaner einen politischen und militärischen Kooperationspakt mit Darlan. In Nordafrika stellen die französischen Armeen von nun an eine Gefahr für Deutschland dar. An der Seite der Alliierten bereiten sie sich auf die Aufnahme des Kampfes gegen die Achsenmächte vor. Der erste Schritt: Die Rückeroberung Tunesiens.