Raoul Monclar
(07. Februar 1892: Budapest, Ungarn – 3. Juni 1964: Val-de-Grâce, Paris)
Raoul Magrin-Vernerey war Soldat mit Leib und Seele. Schon im Alter von sieben Jahren war er wild entschlossen, seine Familie zu verlassen und sich den Boers anzuschließen.
Als Sohn der in Wien tätigen Französischlehrerin Anne Magrin erweckt Raoul Charles das Interesse eines ungarischen Grafen, der seine intellektuelle und moralische Erziehung übernimmt. Der in kosmopolitischer Umgebung der österreichisch-ungarischen Gesellschaft aufgewachsene junge Mann behält sein ganzes Leben lang ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Zurück in Frankreich wird er dann von seiner Großmutter in Avison, Doubs erzogen. Nach seinem Studium an der Lycée Victor Hugo in Besançon und später am Seminar von Ornans, und immer noch besessen von seiner Leidenschaft, endlich eine Uniform tragen zu dürfen, flieht er im Alter von 15 Jahren von zuhause und verpflichtet sich in der Fremdenlegion. Zu jung für ein solches Abenteuer kehrt er zu seinen Studien zurück und beginnt seine militärische Karriere am 10. Oktober 1912 mit dem Eintritt in die spezielle Militärschule von Saint-Cyr.
1914 schließt er mit Diplom ab, geht nach Montmirail und schafft es in den Kriegswirren in das 60. Infanterieregiment: das Flachland im Elsass, Morte-Fontaine (Oise), die Kämpfe in Ourcq, Aisne, Freiwilliger beim Angriff auf Aumetzwiller (Moselle), Gegenangriff im Wald von Haumont (Bois des Caures), Angriff auf die Somme, Ypres, der Hügel von Tahure in der Gegend von Reims.
Der für seine heldenhaften Taten bekannte Monclar wird Opfer eines Giftgasanschlags, sechs Mal verletzt sowie 11 Mal lobend erwähnt, davon sieben Mal von der Armee. Mit einer Untauglichkeit von 90% wird er am 24. Juni 1916 zum Hauptmann des 260. Infanterieregiments befördert und von der Ehrenlegion ausgezeichnet.
Nachdem der Frieden eingekehrt ist, wird er an ausländische Einsatzorte wie Odessa (1919) und Syrien-Palästina (1920) versetzt, wo er sich erneut durch seine Verdienste einen Namen macht und mit dem Offizierskreuz der Ehrenlegion in Algerien, Marokko und dann im Dienst des 5. Auslandsregiment der Infanterie ausgezeichnet wird. Im Rahmen dieser Missionen gelingt es ihm, seinen Traum zu verwirklichen: Wiedereintritt in die Fremdenlegion im Jahr 1924.
Am 23. Februar 1940 gibt er sein Kommando über das 4. Infanterieregiment in Marokko auf, um zwei Marschbataillons der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion für eine Expedition in Norwegen zu übernehmen. Er landet am 5. Mai in Ballangen, gewinnt die Herrschaft über Bjervik und Narvik, befreit 60 alliierte Gefangene und nimmt 590 Deutsche in Gefangenschaft. Die Expedition ist nur von kurzer Dauer und Magrin-Vernerey kehrt am 15. Juni nach Brest zurück. Mit Verkündigung des Waffenstillstands verlässt er gemeinsam mit Hauptmann Koenig und 500 Soldaten Frankreich, um sich der Befehlsgewalt von General de Gaulle zu unterstellen. Mit seiner Beförderung zum Hauptmann wird er bekannt als Monclar (Name eines Ortes in Tarn-et-Garonne, der Heimat seiner Familie) und Kämpfer für das Freie Frankreich. Im Dezember 1940 bricht die 13. Halbbrigade in Richtung Afrika auf: Dakar, Freetown, Kamerun, wo er eine kleine Abhandlung über sein Kampfkonzept verfasst, den so genannten Catéchisme du combat. Er landet im britisch-ägyptischen Sudan, nimmt an der Seite des Bataillons Garbay teil an den Kämpfen in Eritrea, befreit die Hauptstadt Massaouah und nimmt den Admiral und die Kommandochefs der italienischen Streitkräfte gefangen. Obwohl er sich geweigert hatte, dem Bündnis von Gabon beizutreten, möchte er sich auch in Syrien (Juni 1941) nicht engagieren, da er die Idee eines Bruderkriegs in der französischen Armee nicht unterstützen kann. 1941 wird er zum Brigadegeneral ernannt und führt verschiedene Kommandos in Großbritannien und dann im Morgenland. Er wird zum Kamerad der Befreiung.
Nach diversen Missionen in Algerien, Pakistan und Indochina wird er am 25. Juni 1948 zum Inspektor der Fremdenlegion ernannt.
Am 20. Februar 1950 nimmt Monclar als General des Armeekorps und bereits kurz vor Erreichen der Altersgrenze tatkräftig seine Aufgaben als Oberstleutnant wahr und meldet sich am 19. Oktober freiwillig für die Leitung des französischen Bataillons in Korea, das er bis 1951 gegen die kommunistischen Truppen Nordkoreas anführt.
Am 21. Oktober 1962 beginnt für die lebende Militärlegende, gewürdigt mit 17 nationalen und 21 internationalen Auszeichnungen, die Zeit als Pensionär. Er übernimmt die Nachfolge von General Kienst als Gouverneur der Invaliden.
Diesen Posten behält er bis zu seinem Tod im Jahr 1964 inne.