Den Krieg von 1870 verstehen
Zusammenfassung
13 juillet : dépêche d’Ems, communiqué offensant pour la France envoyé par le chancelier Otto von Bismarck à toutes les ambassades et aux journalistes allemands, prétexte pour engager la guerre.
19 juillet : déclaration de guerre de la France à la Prusse soutenue par les États allemands du Sud.
20 juillet : nomination du maréchal Le Bœuf au poste de major général de l'armée du Rhin.
26 juillet : nomination de l'impératrice Eugénie comme régente.
28 juillet : Napoléon III à la tête de l'armée à Metz.
2 août : le roi de Prusse à la tête de ses troupes à Mayence ; attaque française sur Sarrebruck.
4 août : défaite française à Wissembourg.
6 août : défaite française à Frœschwiller-Wœrth et à Forbach-Spicheren ; invasion de l’Alsace et de la Lorraine par les Allemands.
8 août : début du siège de Bitche.
9 août : renversement du gouvernement Ollivier ; le comte de Palikao nommé ministre de la guerre.
10 août : début du siège de Phalsbourg.
12 août : le maréchal Bazaine commandant en chef de l’armée du Rhin.
14-18 août : défaites françaises dans la région de Metz (Rezonville, Mars-la-Tour, Gravelotte, Saint-Privat…)
16 août : siège de Strasbourg.
20 août : début du siège de Metz par la IIe armée prussienne.
24 août-28 octobre : défense de Verdun.
25 août : offensive française contre les troupes prussiennes afin de dégager le maréchal Bazaine de Metz.
1er septembre : défaite française à Sedan.
1er septembre-10 novembre : défense de Neuf-Brisach.
2 septembre : capitulation de Sedan ; Napoléon III prisonnier ; signature de l'acte de reddition par de Wimpffen, commandant l’armée de Châlons, et von Moltke, commandant l’armée allemande, au château de Bellevue.
3 septembre : Napoléon III captif en Allemagne.
4 septembre : chute du Second Empire ; proclamation de la République ; Léon Gambetta ministre de l’intérieur.
19 septembre : début du siège de Paris.
27 septembre : capitulation de Strasbourg.
11 octobre : occupation d’Orléans par les Prussiens.
27 octobre : capitulation du maréchal Bazaine à Metz (près de 150 000 prisonniers et un matériel considérable livrés à l’ennemi).
3 novembre : Belfort investie par les Prussiens.
9 novembre : victoire française à Coulmiers ; Orléans reprise par les Français.
28 novembre : défaite française à Beaune-la-Rolande.
30 novembre-2 décembre : bataille de Champigny.
2 décembre : défaite française à Loigny.
2 décembre-4 décembre : bataille d'Orléans réoccupée par les Prussiens.
3 décembre : début du siège de Belfort.
12 décembre : fin du siège de Phalsbourg.
13 décembre : occupation de Blois par les troupes prussiennes.
14 décembre : capitulation de Montmédy.
1er janvier : reddition de Mézières.
11-19 janvier : victoire allemande au Mans, à Héricourt, à Saint-Quentin, à Buzenval.
18 janvier : Proclamation de l'Empire allemand dans la galerie des Glaces du château de Versailles.
26 janvier : capitulation de Paris et signature de l'armistice.
1er-2 février : combat de la Cluse.
6 février : démission de Léon Gambetta.
12 février : Adolphe Thiers élu Chef du pouvoir exécutif.
15 février : prorogation de l'armistice du 19 février à midi au 24 avec possibilité de renouvellement.
18 février : reddition du colonel Denfert-Rochereau sur ordre d'Adolphe Thiers.
28 février : signature des préliminaires de paix entre l'Empire allemand et la France.
18 mars : début de la Commune de Paris.
10 mai : signature du traité de Francfort mettant fin à la guerre franco-allemande (cession de l'Alsace ainsi que de la partie Nord de la Lorraine, indemnité de guerre fixée à cinq milliards de franc-or).
21 mai : début de la semaine sanglante.
28 mai : Paris reprise par l’armée ; fin de la Commune.
Zusammenfassung
DATUM: 19. Juli 1870 - 10. Mai 1871
BETREFF: Französisch-preußischer Konflikt
ZIEL: Deutsche Einigung
FOLGE: Die Proklamation des deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871/Französische Niederlage
PRÄSENTE STREITKRÄFTE: Frankreich, Deutschland
Der Krieg von 1870 ist ein vergessener Krieg. Der zentrale Platz, den er mittlerweile in den Lehrplänen der ersten Klasse einnimmt, und das Gedenken an seinen 150. Jahrestag im Jahr 2020 bieten die Möglichkeit, die Bedeutung seiner Lehren vor Augen zu führen, insbesondere um die heutige Welt zu verstehen, die er mitbegründete.
Der Krieg von 1870 ist ein kurzer Krieg - er dauerte nur zehn Monate, wobei in sechs davon tatsächlich gekämpft wurde, – er war auf zwei Nationen beschränkt, die Franzosen und die Deutschen, und forderte relativ wenige Opfer – weniger als 200.000 Tote – im Gegensatz zu jenen, die ihn vor oder nach ihm stattfanden – die napoleonischen Kriege und der amerikanische Bürgerkrieg einerseits und die beiden Weltkriege andererseits.
Er entsteht aus dem Wunsch Bismarcks, Deutschland rund um Preußen zu vereinen. Nachdem er 1862 Ministerpräsident Preußens geworden war, versprach er in seiner ersten Rede im Landtag, dass er, wenn notwendig, dieses Ziel durch „Eisen und Blut“ erreichen würde. In zwei Kriegen, zuerst 1864 gegen Dänemark, dann 1866 gegen Österreich, verjagt er die Habsburger aus Deutschland und gründet einen großen Norddeutschen Bund, den er gemeinsam mit dem Preußischen König Wilhelm anführt. Irgendwie muss er noch die Staaten südlich des Mains mit jenen des Nordens zusammenbringen, wie zum Beispiel Bayern, das diesem Vorgang ablehnend gegenübersteht, weil es an seinen Einzelinteressen hängt. Damit ihm das gelingt, hat er die Idee, Frankreich so zu provozieren, dass es Preußen den Krieg erklärt und damit alle Deutschen veranlasst, sich gegen den Aggressor zu wehren.
Frankreich erklärt den Krieg
Die Thronfolge in Spanien lieferte ihm den Vorwand dafür. Als die Thronfolge in Madrid vakant ist, forciert er die Kandidatur eines Fürsten von Hohenzollern, eines entfernten Verwandten seines Königs, den das spanische Parlament akzeptiert. Als die Nachricht am 3. Juli 1870 Paris erreicht, fühlt sich das zweite Kaiserreich von Napoleon III. wie zur Zeit von Karl V. umzingelt und bedroht. Zuerst gelingt es der französischen Diplomatie, den Verzicht des Fürsten zu erreichen. Bismarck erkennt, dass sein Plan zu scheitern droht und zieht seinen Rücktritt in Betracht.
Unter dem Druck seines Umfelds, der Presse und der öffentlichen Meinung in Paris fordert Napoleon III. jedoch weitere Garantien vom preußischen König, der es höflich ablehnt, diese dem französischen Botschafter zu geben, der ihn in Ems, wo er auf Kur ist, darum ersucht. Als Bismarck davon erfährt, lässt er diese Ablehnung in einem Text beleidigend aussehen, den die Geschichte fälschlicherweise als „Emser Depesche“ in Erinnerung behält und den er in Europa verbreiten lässt. Wie er hoffte, wirkt dieses Dokument wie ein „rotes Tuch auf den gallischen Stier“. Auf Antrag der Regierung beschließt das gesetzgebende Organ am 15. Juli die Kriegskredite und erklärt vier Tage später Berlin den Krieg. Von da an schließen sich alle deutschen Staaten Preußen an. Umgekehrt ist Frankreich, das als Aggressor erscheint, vollkommen isoliert. Sogar Italien und Österreich, die ihre Hilfe zugesagt hatten, warten vorsichtig ab, welche Wendungen die Operationen nehmen, bevor sie handeln.
Preußen hat seit acht Jahren all seine Gedanken auf die Armee konzentriert, mit seinem „Eisernen Kanzler“, seinem König, der in der Seele ein Soldat ist und ihm wohlwollend zuhört, dem Generalstabschef Marschall Moltke, dem Strategen und Kriegsminister Roon, der die Reform von 1859 schuf, mit der eine allgemeine Wehrpflicht für die Dauer von drei Jahren eingeführt und eine Territorialarmee für Männer zwischen 18 und 45 Jahren, die Landwehr, gebildet wurde. Frankreich wurde sich seines Rückstands nach der vernichtenden Niederlage Österreichs in Königgrätz am 3. Juli 1866 unvermittelt bewusst. Jedoch führt das Niel-Gesetz von 1868, das diesen wettmachen soll, lediglich zu halbherzigen Maßnahmen, wie der Schaffung einer mobilen Nationalgarde mit drei kurzen Ausbildungsphasen.
Napoleon III. beschließt als Erbe seines Onkels Napoleon seine Armee persönlich zu befehligen und ernennt seine Gemahlin Eugénie zur Regentin, wie er es bereits 1859 und 1865 getan hat. Sein Gesundheitszustand sollte ihm jedoch Anlass zur Vorsicht geben. Denn er hat einen großen Blasenstein, der ihn zu einem Regenten mit Unterbrechungen macht. Schlimmer noch beschließt er, dass ihn der kaiserliche Prinz, sein 14-jähriger einziger Sohn, zur Feuertaufe begleitet, denn er plant, bei dessen Volljährigkeit 1874 zu seinen Gunsten abzudanken. Im Gegensatz zur Mehrheit der Franzosen erwartet er sich einen langen, schwierigen Feldzug. Nachdem er am späten Nachmittag des 28. mit dem Zug im Hauptquartier in Metz angekommen ist, hält er gleich einen ersten Kriegsrat ab, in dessen Verlauf der Zustand der klägliche Armee zum Vorschein kommt.
Die Mobilisierung und Konzentration der Truppen erfolgten völlig unübersichtlich, teilweise wegen mangelnder Vorbereitung, teilweise weil Napoleon III. die Pläne im letzten Moment auf den Kopf gestellt hat. Statt der drei ursprünglich vorgesehenen Streitkräfte zog er eine einzige mit 265.000 Mann vor, die jedoch in 7 Korps entlang dem Rhein mit der kaiserlichen Garde als Reserve verstreut war.
Eine Offensiv- gegen eine Defensivstrategie
Die Franzosen verfügen zwar über ein besseres Gewehr als die Deutschen, das Chassepot Modell 1866, und über eine neue Erfindung, das Schrapnellgeschütz Canon Reffye, sowie das Maschinengewehr, das 75 Schuss pro Minute abgibt, jedoch sind das ihre einzigen Vorteile. Der Generalstab besitzt keine vollständigen Karten und muss sich mit hastig angefertigten Skizzen zufriedengeben. Vor allem aber ist die Führung schwach. Napoleon III. hat seinen Kriegsminister, Marschall Le Bœuf mit der Leitung der Operationen beauftragt, was jedoch eine verheerende Entscheidung ist. Le Bœuf ist Artillerieoffizier und kennt sich im Generalstab überhaupt nicht aus. Die ihn unterstützenden Generäle verfügen zum Großteil nicht über die erforderlichen Kompetenzen. Sie taten sich hervor und verdienten ihre Sporen im italienischen Krieg, der über zehn Jahre zurücklag, oder in den afrikanischen Feldzügen, aus denen sie taktische und strategische Kenntnisse mitnahmen, die für den französisch-preußischen Konflikt ungeeignet waren. Viele fürchten die Verantwortung. Sie sind daran schuld, dass die französische Armee die Defensive beibehält, während die Stimmung im Land und die Moral der Truppen eine Angriffsstrategie verlangen würden.
Den Franzosen steht eine erfahrene und zuletzt gegen Dänemark und Österreich siegreiche Armee gegenüber, deren Generalstab sich eindeutig für die Offensive entschieden hat. Die Deutschen sind in drei Streitkräfte mit insgesamt 450.000 Mann aufgeteilt, wobei diese Zahl durch eine Reserve verdoppelt wird, die aus hartgesottenen ehemaligen Soldaten besteht. Der Nachschub ist bemerkenswert.
Die preußische Überlegenheit entsteht auch durch die Verwendung großer Artilleriebatterien und einer ausgezeichneten Kanone, der Krupp-Stahlkanone, die ein Hinterlader ist, Aufschlaggranaten verwendet und eine Reichweite sowie Feuergeschwindigkeit hat, die ihrem französischen Pendant überlegen sind, der „4-Pfünder-Feldkanone“ aus Bronze, die ein Vorderlader ist und Granaten mit Zeitzünder verwendet, die zuvor auf nur drei Schussdistanzen eingestellt werden können.
Artikel des „Journal du peuple“, der die Heimat nach den ersten Niederlagen der französischen Streitkräfte in Gefahr sieht. 10. August 1870. © Roger-Viollet
Abgesehen vom bald schon fehlgeschlagenen Versuch einer Blockade Deutschlands an seinen Meeresküsten und einer Landung im Baltikum, verzichtet der französische Generalstab auf eine große Offensive, als er erfährt, dass die Österreicher ihre Unterstützung aufschieben. Die Armee begnügt sich mit einem Angriff auf Saarbrücken am 2. August. Da die Stadt nur von drei Bataillonen und drei Ulan-Schwadronen verteidigt wird, nimmt sie die neuralgischen Punkte ein, rückt aber nicht mehr weiter vor und zieht sich schließlich sogar zurück, ohne die Brücken zu zerstören. Als Napoleon III. an die Kaiserin telegraphiert, dass der kaiserliche Prinz große Gelassenheit an den Tag gelegt hat, als er eine Kugel aufhob, die vor seine Füße gefallen war, beschließt die Regierung, die wenig zu denken hat, die Informationen im Amtsblatt zu veröffentlichen. Damit erzielt sie die gegenteilige Wirkung. Die Opposition behauptet, dass die Kugel mit Absicht dorthin gelegt wurde und verspottet „das Artistenkind“.
Die Deutschen werden sich dann bewusst, dass die Franzosen keinen Plan haben und ergreifen mit dem Einmarsch im Elsass die Offensive. Am 4. August fügen Sie den Franzosen die Niederlage bei Weißenburg zu und zwei Tage später jene bei Wörth, in deren Verlauf die französischen Kürassiere, die den Rückzug der französischen Armee decken sollten, im Regiment von Reichshofen überwältigt werden. Dies ist eine Wende zum modernen Krieg, in dem die Kavallerie, die im Sezessionskrieg fünf Jahre zuvor noch eine große Rolle gespielt hatte, durch den Beschuss ausgelöscht wird. Während diese Niederlage Mac Mahon zwingt, das Elsass den Deutschen zu überlassen, werden die Franzosen im Laufe dieses verhängnisvollen Tages vom 6. August auch in Lothringen in Forbach-Spicheren besiegt. Diese beiden gleichzeitigen Niederlagen zerstören das militärische Prestige Frankreichs und überzeugen die Österreicher und Italiener, sicherlich nicht an seiner Seite in den Krieg einzutreten.
„Siegreich zurückkehren oder im Kampf sterben“
In der Hauptstadt verbirgt die extreme Linke nicht mehr, dass sie sich einen preußischen Sieg wünscht, der das Ende des Kaiserreichs bedeuten würde. Jedoch bleibt die Masse des Volkes patriotisch. Der liberale Regierungschef Ollivier ersucht die Kaiserin, ihrem Gemahl zu schreiben, dass er nach Paris zurückkehren solle. Sie lehnt ab: „Eine solche Rückkehr würde wie eine Flucht aussehen.“ Der Regent muss siegreich zurückkehren oder im Kampf sterben. Für Ollivier hingegen „ist der Kaiser ein Hindernis für den Sieg. Er kann nicht kommandieren und verhindert ein anderes Kommando.“ Denn Napoleon III. tut sich immer schwerer, im Sattel zu bleiben. Er hat einen Blasenkatheter und der Leib ist mit Tüchern ausgelegt, um den Harnverlust aufzunehmen, den er nicht kontrollieren kann. Vor allem leidet er furchtbar. Am 9. August werden Ollivier und seine Regierung gestürzt und die Kaiserin betraut einen General, den Grafen Palikao, mit der Bildung einer neuen Regierung. Napoleon III. wird nicht zu Rate gezogen.
Achille Bazaine (1811-1888), Marschall von Frankreich, Oberbefehlshaber der Mexiko-Armee, 1863. Museum von Versailles. Gemälde von Jean-Adophe Beaucé. © Roger-Viollet
Die französischen Truppen werden in zwei große Streitkräfte gegliedert. Die erste befindet sich nunmehr im Lager Chalons, wohin sich Mac Mahon zurückgezogen hat. Der populäre Marschall Bazaine erhält das Kommando über die zweite, das sich östlicher befindet, sowie das Oberkommando. Er erscheint bereits als letzte Rettung. Aber auch er ist nicht der richtige Mann dafür. In drei Schlachten zwischen dem 14. und 18. August lässt er sich in Metz einkesseln. Das ist umso schlimmer, da er in der ersten, Borny, zahlenmäßig überlegen war und die zweite, Mars-la-Tour, gewann, die mit 15.000 Gefallenen und Verletzten auf beiden Seiten eine der größten, aber auch eine der verheerendsten Schlachten dieses Krieges war. Er besaß auch nicht den Mut, seinen Vorsprung auszubauen. Nach der dritten Schlacht, Saint-Privat, ist die bessere und wichtigste französische Streitkraft mit einer Stärke von 180.000 Mann eingekesselt. Das ist die erste große Wende des Krieges. Parallel zur Blockade von Metz marschieren die Deutschen Richtung Paris.
Im Lager Chalons, wohin alle, einschließlich Napoleon III., völlig ungeordnet zurückgewichen sind, ist die Moral der Soldaten verabscheuungswürdig. Betrunkene Zuaven tanzen völlig nackt vor ihren Offizieren. Napoleon III. wird ausgepfiffen, wenn er seinen Pavillon verlässt. Er beschließt den Rückzug in die Hauptstadt. Eugénie und Palikao lassen ihn wissen, dass er im Gegensatz dazu Bazaine Hilfe leisten soll. Der Kaiser und Mac Mahon gehorchen. Auf die falsche Nachricht hin, dass es Bazaine gelungen sei, Metz Richtung Norden zu verlassen, brechen sie mit 120.000 Mann in diese Richtung auf. Am 25. August wissen die Deutschen Bescheid und marschieren vor ihnen mit doppelt so vielen Mann auf. Napoleon III. spricht sich für einen Rückzug nach Westen aus. Aus der Hauptstadt trifft eine neue Depesche von Eugénie und Palikao ein: „Wenn Sie Bazaine im Stich lassen, kommt es in Paris zur Revolution...“ Napoleon III. gibt erneut klein bei: „Man will, dass wir uns hier umbringen lassen. Auf gehts!“
Von der Schlacht von Sedan bis zur Belagerung von Paris
Während die französische Armee nach Sedan flüchten muss, hat Napoleon III. vorsichtshalber den kaiserlichen Prinzen weggebracht, bleibt aber gleichzeitig an der Spitze seiner Armee. Sedan! Die in einem Becken gelegene Stadt ist nicht zu verteidigen. Moltke weiß das und lässt sie auf drei Seiten belagern, die vierte ist die belgische Grenze. Im Morgengrauen des 1. September gehen die Deutschen zum Angriff über. Ein Feuersturm geht über der Stadt nieder. Schon zu Beginn der Kämpfe wird Mac Mahon von einem Granatsplitter schwer verletzt, als er die Truppen inspiziert. Die Franzosen werden schnell überlaufen. Mehrere Kavallerie-Regimenter versuchen, sich dem Griff zu entziehen, jedoch sind dies blutige Fehlschläge, während die Marinetruppen und die Jäger aus Afrika in Bazeilles heldenhaften Widerstand gegen die Bayern leisten. König Wilhelm, der die Schlacht von einer Anhöhe aus mitverfolgt, ruft bewundernd aus: „Ah! Mutige Leute!“
Die Schlacht von Sedan, 1. September 1870. Öl auf Leinwand. © Iberfoto/Roger-Viollet
Von 8 Uhr bis Mittag suchte Napoleon III. den Tod, indem er sich an die Orte der hitzigsten Gefechte begab. Aber auch diese Genugtuung blieb ihm verwehrt. Dabei schlugen Granaten wenige Meter von ihm entfernt ein und töteten seinen Adjutanten neben ihm. Er lässt daher die weiße Fahne hissen, um ein Gemetzel zu verhindern, und schreibt an den König von Preußen. Wilhelm ist verblüfft, als er erfährt, dass Napoleon III. in Sedan ist. Bismarck und Moltke, die bei ihm sind, lassen ihrer Freude freien Lauf. Es stellt sich daher die grundlegende Entscheidung eines Waffenstillstandes oder einer Kapitulation. Als politische Entscheidung würde der Waffenstillstand einen schnelleren Friedensschluss ermöglichen und das Kaiserreich retten, was die Preußen möchten, denn sie fürchten im Falle einer Kapitulation die Entstehung eines so radikalen revolutionären Regimes wie 1792. Obwohl Napoleon III. das weiß, entscheidet er sich für die Kapitulation, um die Chancen Frankreichs zu wahren. Am nächsten Tag teilt er dies Bismarck und anschließend König Wilhelm mit. Von da an beschließen die Preußen, ihn nicht mehr zu schonen. Er wird wie 95000 französische Gefangene bis zum Friedensschluss in Deutschland interniert. Sedan beendet die kaiserliche Phase des Krieges. Denn die Bekanntgabe des „Debakels“ führt tatsächlich zur Revolution in Paris und zum Sturz des Kaiserreichs am Sonntag, den 4. September 1870. Es kommt einerseits wegen des Willens Eugénies, einen Bürgerkrieg vor dem Feind und ein Blutbad zu verhindern, andererseits durch die Erstarrung der kaiserlichen Eliten zu keinem Widerstand.
Die Republik wird ausgerufen. In einer Regierung der nationalen Verteidigung übernehmen die besonders gemäßigten Republikaner das Kommando. An ihrer Spitze steht General Trochu, Gouverneur von Paris, aber auch „Bretone, Konservativer und Katholik“, der da ist, um die Provinz zu beruhigen. Der starke Mann des Kabinetts ist Gambetta, der das Innenministerium übernimmt und dieses bald schon mit dem Kriegsministerium zusammenführt, was ihm den Beinahmen „Diktator“ einbringt. Durch den Mythos des Jahres II angeregt, beschließt die Regierung, den Krieg fortzusetzen, wie es im Übrigen die Pariser Bevölkerung will. Paris wird ab dem 19. September für die folgenden vier Monate eingekesselt. Es werden sieben Ausbruchsversuche unternommen, die alle erfolglos bleiben, was Trochu diesen scharfen Geistesblitz von Hugo einbringt: „Trochu, participe passé du verbe trop choir“, mit dem er auf das Scheitern Trochus anspielt. Unterdessen ist die Belagerung schrecklich, denn es gibt keine Vorräte mehr und die Pariser sind gezwungen, Ratten oder auch die Tiere des Zoos (Jardin des Plantes) zu essen.
Paris. Ruinen und Barrikade am Étoile-Platz. © Roger-Viollet
Am 7. Oktober entkam Gambetta mit dem Ballon aus Paris, um die Verteidigung in der Provinz zu organisieren, zuerst in Tours, dann vor dem deutschen Vorfeld in Bordeaux. Er stellt vier neue Streitkräfte auf, während elf regionale Freiwilligenlager in ganz Frankreich organisiert werden. Jedoch als Bazaine am 27. Oktober kapituliert und Metz mit seiner Armee dem Feind ausliefert, bricht Gambetta mit seiner Politik der nationalen Einheit zugunsten eines radikalen, totalen Partisanenkrieges. Die 60.000 freiwilligen Bretonen des Lagers Conlie, die man für Monarchisten und daher wenig zuverlässig hält, werden eingesperrt, durch die Ruhr dezimiert und schließlich in der regulären Armee aufgelöst. Gleichzeitig beginnen die Deutschen, Ende Dezember Paris zu bombardieren, um die Bevölkerung zu demoralisieren.
Friedensunterzeichnung und Grundsteinlegung für die Republik
Trotz einiger Siege, wie jenem von Garibaldi in Dijon und der heroischen Belagerung von Belfort, wo sich Oberst Denfert-Rochereau auszeichnet, folgt eine Niederlage auf die andere und fast ein Drittel des Landes ist besetzt.
Am 18. Januar 1871 applaudieren die deutschen Landesfürsten dem preußischen König und Kaiser der Deutschen im Spiegelsaal von Schloss Versailles. Zwei Tage später beschließt die französische Regierung, ein Waffenstillstandsgesuch einzureichen, das schließlich eine Woche später unterzeichnet wird. Bismarck fordert die Abhaltung von Parlamentswahlen, um die Friedensbedingungen mit einer rechtmäßigen Macht verhandeln zu können. Gambetta, der den Kampf fortsetzen möchte, wird von seinen Kollegen zum Rücktritt gedrängt. Um diesen zu beenden, bringt die am 8. Februar 1871 gewählte Nationalversammlung Adolphe Thiers an die Macht. Die Anhänger des Friedens, Legitimisten und Orleanisten, haben dort eine deutliche Mehrheit, worin der Überdruss des Landes zum Ausdruck kommt.
In Paris, das den Kampf fortsetzen will und sich weigert, seine Kanonen abzugeben, wird am 18. März die Kommune gegründet. Nach zehn Wochen ihrer Existenz wird sie schließlich blutig niedergeschlagen. Zu diesem Zeitpunkt war der Frieden am 10. Mai in Frankfurt bereits unterzeichnet worden. Er führt für Frankreich zum Verlust des gesamten Elsass, außer Belfort, und eines Großteils von Lothringen. Diese Gebiete werden unverzüglich zum Reichsland, „gemeinsames Gut aller Deutschen“. Dazu kommen die Zahlung einer damals unglaublichen Entschädigung in der Höhe von 5 Milliarden Goldfranken und die Besetzung des französischen Staatsgebiets bis zu ihrer vollständigen Bezahlung.
Französisches Kriegerdenkmal, in der Nähe von Colombey-les-Belles (Meurthe-et-Moselle). © Roger-Viollet
Die Bilanz der menschlichen und materiellen Verluste dieses Krieges ist besonders traurig, vor allem wenn man sie kurz zusammenfasst: 51.000 Gefallene auf deutscher Seite und 139.000 auf französischer Seite. Zu den Verlusten in den Gefechten kommen die verheerenden Folgen der Pocken. Daher haben die Preußen, die um die Wirksamkeit der Pockenauffrischung wissen, nur 450 Tote bei 8.500 infizierten Soldaten (5 %), während die Franzosen, welche die Notwendigkeit der Auffrischungsimpfung nicht anerkennen, 23.500 Todesfälle bei 125.000 Infizierten (19 %) verzeichnen. Der Krieg verschärft die demografische Lage Frankreichs, das jedoch vor längerer Zeit seinen demografischen Übergang einleitete, und zwingt es, auf die Zuwanderung zurückzugreifen.
Dieser Krieg führt nicht nur zum Austausch des politischen und teilweise administrativen Personals in Frankreich, sondern auch zu einer breiten Debatte über das Scheitern der herrschenden Eliten, an der sich zahlreiche Intellektuelle, darunter Renan, Taine und Littré beteiligen. Aus dieser geht unter anderem 1872 die Gründung der Freien Schule für Politikwissenschaften und 1876 jene der Obersten Kriegsschule hervor. Die Republik beginnt ihren Aufbau auf zwei Säulen, der Schule und der Armee. Das Gesetz vom 27. Juli 1872 führt den verpflichtenden Militärdienst ein, von dem nur Geistliche und Lehrer ausgenommen sind, jenes vom 24. Juli 1873 unterteilt das Land in achtzehn große Militärregionen und das System Séré de Rivières gibt den Land eine neue „Eisenbarriere“. Der Krieg hat Frankreich das Elsass-Mosel-Gebiet entrissen und, obwohl es sich vom Verlust einer der drei reichsten Industrieregionen dank des im zweiten Kaiserreich erzeugten Wohlstands schnell erholt, bleibt eine tiefe Wunde und der klare Wille zur Revanche.
Elsässische Familie, die nach dem Krieg von 1870 nach Frankreich auswandert. Zeichnung von Benoît nach dem in der Salonausstellung von 1872 gezeigten Gemälde von Schützenberger. © Roger-Viollet
Der Krieg markiert tatsächlich den Übergang von der französischen Vorherrschaft auf dem Kontinent zur Vorherrschaft Deutschlands, das nun in einem Kaiserreich vereint und auf seinen Sieg stolz ist, dem es am Sedantag gedenkt. Es verzeichnet ein spektakuläres Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Kanzler Bismarck gelingt es vor allem, Frankreich durch Allianzsysteme zu isolieren, darunter der Dreibund zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien. Letzteres hat übrigens den Krieg genutzt, um Rom zu Lasten des Papstes an sich zu reißen und es zu seiner Hauptstadt zu machen.
Der Krieg von 1870 trägt schließlich ab der Brüsseler Konferenz im Jahr 1874 zur Stärkung des internationalen Rechts und zur Erinnerung an die im Kampf für die Heimat Gefallenen bei. So werden große Beinhäuser auf Veranlassung des Staates errichtet, der heute ihre Instandhaltung sicherstellt; die 1887 gegründete Gesellschaft Souvenir Français und die Gemeinden pflegen auch zahlreiche Gräber auf Gemeindefriedhöfen und den Großteil der Gedenkstätten für 1870.
Das größte Paradoxon dieses Krieges ist jedoch, dass die Erinnerung an ihn durch die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, die er hervorgebracht hat, ausgelöscht wurde!
Autor
Éric Anceau - Universität Sorbonne
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Der Krieg von 1870 vor 150 Jahren
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Der Akteur
Souvenir Français
Die 1887 gegründete Vereinigung Souvenir Français ist ein „Kind“ der Republik. Ihre Gründung entspricht dem Willen der republikanischen Regierung, die Erinnerung an den Krieg von 1870 zu nutzen, um die „Nation zu schaffen“. Als Erbe von 1870 war sie immer Akteur seines Gedenkens.
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Die Wartung
Charlotte Schénique
Charlotte Schénique studiert an der Université de Lorraine und interessiert sich für das Gedenken und Kulturerbe in der Kriegsregion von 1870-71. Sie arbeitet darüber hinaus im Museum des Krieges von 1870 und der Annexion in Gravelotte.
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