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Georges Loinger

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Chapeau

Georges Loinger, heute 104 Jahre alt, war während der Besatzungszeit im Führungsteam des Kinderhilfswerks (OSE) und verantwortlich für die Rettung mehrerer Tausend jüdischer Kinder. Dieser große Widerstandskämpfer erinnert sich an die Gründe für sein Engagement und seine Aktivitäten.

Texte

Wie haben Sie die Zunahme des Nationalsozialismus jenseits des Rheins erlebt?

Ich bin 1910 in Straßburg geboren, wo auch meine Familie wohnte: Ich bin als Deutscher geboren. In meinen Jugendjahren gehörte ich der von Théodore Herzl gegründeten zionistischen Jugendbewegung Hatikwah (Hoffnung) an und nahm alsbald eine leitende Rolle ein.


Als Heranwachsender in einer kosmopolitischen Universitätsstadt wie Straßburg sowie als Mitglied einer Jugendbewegung, war ich sehr interessiert am Weltgeschehen und insbesondere an den Geschehnissen in Deutschland. In den Jahren 1925 - 1930 veränderten sich die Stimmen im deutschen Radio, es klang fremd, kraftvoll, gefährlich... Eine Stimme, die zu überzeugen wusste. Und diese Stimme kündigte das Drama an: "Ich werde alle Juden auslöschen", brüllte Hitler. Und er war bereits dabei, die Machtergreifung vorzubereiten…

Bereits zu diesem Zeitpunkt war uns klar, dass schwierige Zeiten auf uns zukommen werden. In Straßburg gab es viele Menschen, die diese Rede hörten und wir waren auf das Schlimmste vorbereitet. Wir beobachten die immer mehr zunehmenden Flüchtlingsströme, die versuchten, der Verfolgung zu entkommen.

Ich brach daraufhin mein Ingenieurstudium ab und widmete mich dem Sportunterricht. Ich war schon immer sehr sportlich und mein Ziel war es, die jungen Juden körperlich gut vorzubereiten, auf das, was auf sie zukommen wird. Nebenbei arbeitete ich als Erzieher in den Sozialeinrichtungen von der Baronin Edouard de Rothschild. Sie war sehr beunruhigt über das Schicksal jüdischer Kinder, deren Eltern in Deutschland inhaftiert wurden und nach langen Verhandlungen gelang es ihr, gegen die Zahlung von Gold 123 Kinder von den Nazis freizukaufen. Meine Frau kümmerte sich im Schloss Guette, in Seine-et-Marne um die Flüchtlingskinder.

Dann brach der Krieg aus…

Ich war 29 Jahre und wurde zum Wehrdienst eingezogen. Wenig später geriet ich mit meinem Regiment in Bayern in Gefangenschaft, wo ich in Stalag 7 inhaftiert wurde. Ende 1940 gelang mir die Flucht, ich durchquerte Deutschland und kehrte nach Frankreich zurück. Nach meiner Rückkehr begann ich mich beim Kinderhilfswerk (OSE) zu engagieren, dem es gelungen war, nahezu 1.500 jüdische Kinder in 14 Unterkünften zu verstecken und zu beschützen. Ab Sommer 1942 mussten wir unsere Strategie jedoch ändern: nachdem die Bedrohung immer größer wurde und nach dem Einmarsch der Deutschen in der freien Zone, wurde die Unterbringung der Kinder in Gruppenunterkünften zu gefährlich. Die uns anvertrauten Kinder mussten an verschiedene Orte gebracht werden, ins Ausland und in Zonen, wo sie vor der Deportation sicher waren. Wir begannen, die Ausschleusung zu organisieren.

Wie ging dies vonstatten?

Wir brachten die Kinder in kleinen Gruppen von Frankreich in die Schweiz. Zunächst ging alles gut. Die französisch-schweizerische Grenze wurde von den Italienern kontrolliert und sie waren sehr entgegenkommend. Praktisch gesehen, schauten sie einfach weg. Meine Aufgabe bestand darin, die Gruppen am Bahnhof von Annemasse in Empfang zu nehmen. Dann brachte ich die Kinder in einen Empfangsraum im Rathaus. Der Bürgermeister, Jean Deffaugt, war einer unserer Unterstützer. Die Kinder schliefen dort bis zum nächsten Morgen und dann informierten wir die Fluchthelfer, die mit entsprechenden Finanzmitteln die Kinder über die Grenze brachten. Diese Reise dauerte ungefähr eine Stunde. Schlussendlich konnten wir nahezu 350 Kinder über die Grenze bringen.

1943 übernahmen die Deutschen die Grenzkontrolle von den Italienern. Was bedeutete dies für Ihre Tätigkeit?

Nach der Kapitulation des faschistischen Italiens im September 1943 zogen sich die italienischen Truppen, insbesondere die Grenztruppen, zurück. Kurz danach waren die Deutschen bereits vor Ort. Und ab diesem Zeitpunkte veränderte sich alles. Wir haben unsere Aktivitäten fortgesetzt, aber alles wurde deutlich schwieriger. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erfahren, dass ich bereits von den Deutschen gesucht wurde und im Februar 1944 wurden die Räumlichkeiten der OSE in Chambéry von der Gestapo durchsucht. Wir konnten nur knapp einer Verhaftung entkommen. Nachdem ich meine Familie in Sicherheit gebracht hatte, bin ich nach Annemasse zurückgekehrt und habe dort bis zur Befreiung meine Tätigkeit bei der OSE fortgeführt.


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Bibliografie :

L'odyssée d'un résistant, Georges Loinger, Les éditions Ovadia, 2013.

Les résistances juives pendant l'Occupation, Georges Loinger, éditions Albin Michel, 2010.

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