Martine Aubry
Martine Aubry ist Forschungsingenieurin an der Universität Lille III. Zusammen mit einer Gruppe aus Lehrkräften und Forschenden hat sie eine Datenbank zur Erfassung der Kriegsdenkmäler im Norden und im Pas-de-Calais entwickelt, die zu einem gemeinschaftlichen Projekt wurde und sich rasch auf das restliche Frankreich sowie andere Länder ausbreitete.
Was ist die Datenbank für Kriegsdenkmäler und welchem Zweck dient sie?
Die Datenbank für Kriegsdenkmäler wurde als Suchmaschine entwickelt, die allen Interessierten zur Verfügung steht. Sie wird aus Depots gespeist, die von Vereinen für Geschichte angelegt werden, aus Départementarchiven, von Schulklassen, professionellen Fotografen und Anhängern des Gedenkens.
Wie sind die Idee für diese Datenbank und Ihr Interesse für Kriegsdenkmäler entstanden?
Die Idee für die Datenbank entstand 2009, also lange vor Beginn der Hundertjahrfeiern.
Ein Lehrer am IRHiS-Labor (Universität Lille, CNRS) ließ seine Bachelor-Studierenden am Thema „Das Kriegsdenkmal Ihrer Gemeinde“ arbeiten und stellte sich dann die Frage, wie man diese Arbeiten nutzen könnte. Gleichzeitig begann ein anderer Lehrer mit dem Sammeln alter Ansichtskarten von Kriegsdenkmälern. Nach diesbezüglichen Gesprächen drängte sich die Idee einer Datenbank auf.
Die Datenbank wurde zuerst für das Gebiet des Département Nord umgesetzt. In einem Nachdenkprozess konnten so die verschiedenen Felder festgelegt werden, die für ihre Umsetzung nützlich waren. Die ersten Tests waren überzeugend, daher dehnten wir die Sammlung dank der Informationen von der Plattform „Mémoires de pierre“ (Steinernes Erbe) auf das Pas-de-Calais aus. Ende 2012 hatten wir mehr als 2.000 Stammsätze.
Die ersten Gespräche mit dem für die Ausarbeitung des Gedenkzyklus verantwortlichen Ausschuss für die Hundertjahrfeier in der Präfektur des Nordens boten uns Gelegenheit, unser Know-how zu zeigen und anschließend das behandelte Gebiet auf die ganze Welt auszudehnen. Heute enthält die Datenbank 31.554 Stammsätze zum Ersten Weltkrieg, zu denen auch Daten über andere Konflikte hinzukommen sollen. So arbeiten wir beispielsweise in diesem Jahr des 150. Jahrestages des Krieges von 1870 an den spezifischen Denkmälern für diesen Konflikt.
Wie sind Sie bei der Erfassung dieser Denkmäler vorgegangen?
Am 29. Juni 2020 verzeichnete die Datenbank 36.696 Stammsätze: alle Gebiete, alle Arten von Kriegen, alle Arten von Denkmälern (kommunale, religiöse, administrative, berufliche, private...). Da es sich um eine gemeinschaftliche Datenbank handelt, kann die Erfassung von sekundären Administratoren durchgeführt werden, die sich mit einem Département beschäftigen, insbesondere den Départementarchiven. Für Fotos, Archivdokumente, Ansichtskarten oder andere Arten von Unterlagen steht daher ein „Depot“-Bereich zur Verfügung.
Der Hauptadministrator der Datenbank führt vor der Veröffentlichung eine Überprüfung durch und kann ergänzende Informationen hinzufügen. Diese Depots werden heute regelmäßig fortgeführt.
Dieses Jahr nehmen wir gemeinsam mit der Direktion für Kulturerbe, Erinnerung und Archive und dem Souvenir Français an der 150-Jahrfeier des Krieges von 1870 und an der Sammlung der nach diesem Krieg errichteten Denkmäler teil.
Auf welche Weise trägt dieses Instrument zur Strukturierung des Gedächtnistourismus auf dem französischen Staatsgebiet und insbesondere in der Region Hauts de France bei?
In der erweiterten Suche der Datenbank kann jeder und jede eine Auswahl von Denkmälern in einem bestimmten Gebiet (in der Region Hauts-de-France sind zum Beispiel 3424 erfasst) und/oder nach einem bestimmten Konflikt treffen.
Die Forschungen ermöglichen zunächst, dass ein Kriegsdenkmal, das in einem Ort häufig ein wahres Symbol ist, in eine touristische Route integriert wird, die große Gedenkstätten oder Soldatenfriedhöfe umfasst. Nehmen wir zum Beispiel Beaumont-Hamel, für das wir 3 Denkmäler in der Datenbank finden: eines in Beaumont, eines Hamel und eines, das den Kanadiern gewidmet ist. Man kann auch weitere Beispiele der gleichen Art finden.
Der Suchbereich ermöglicht auch, Mängel der Datenbank festzustellen und neue Fotos oder andere Dokumente abzulegen. Regelmäßig wird pro Département Bilanz gezogen: die Internetnutzer können die Liste der fehlenden Denkmäler herunterladen und sie ergänzen. Auf diese Weise konnten in Bezug auf den Krieg von 1914-1918 und die Gemeindedenkmäler mehrere Départements vollständig abgedeckt
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