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Massiver Einsatz von Giftgas

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Chapeau

Am 22. April 1915 nimmt die Gewalt des Krieges ein unbeschreibliches Maß an, nachdem das deutsche Oberkommando entschieden hatte, gegen die alliierten Truppen vor Ypres Giftgas einzusetzen. Oberst Mordacq, vor Ort anwesend, schildert diesen schrecklichen Tag wie folgt.

Texte

Zwischen April 1915 und September 1917 setzen die Deutschen nahezu 50 Mal Kampfgase ein. Im Frühjahr 1916 werden bis zu 500 Tonnen chemischer Substanzen eingesetzt, im Folgejahr sind es im gleichen Zeitraum weitere 300 Tonnen. Der spektakulärste Angriff findet am 22. April 1915 statt, zwischen Bixschoote und Langemarck in Flandern.

Anfang 1915 geraten die Auseinandersetzungen ins Stocken und die Generalstäbe überlegen angestrengt, welche Mittel sie noch einsetzen könnten, um die Westfront zu durchbrechen. Nach einem ersten Versuch an der russischen Front, der aufgrund der Kälte nur mäßig Erfolg zeigte, entscheiden sich die Deutschen nördlich des Vorsprungs von Ypres zum experimentellen Einsatz von Stickgas.

In Vorbereitung dieser Operation hoben die technischen Einheiten auf einer Frontlänge von 7 bis 8 Kilometern Gräben in vorderster Linie aus, um dort über 5.800 Druckzylinder (die insgesamt 150 Tonnen Chlor enthielten) zu deponieren. Die Abfüllstation sowie die Kompanie des Fuhrparks befanden sich in Kortemarck, ungefähr 10 Kilometer nördlicher. Der Befehl sieht einen Angriff um 17 Uhr vor. Die Wirkung des Chlors tritt unmittelbar ein, nahezu unbeschreiblich. Die ersten Linien der Alliierten weichen zurück, um der tödlichen Luft zu entkommen, die ihnen den Atem raubt. Die mit Gasmasken geschützten Deutschen schreiten in dichten Reihen voran und erschießen diejenigen, die vom Gift noch nicht ausgeschaltet wurden.

Ungefähr 30 Minuten nach Freisetzung des Giftgases gelingt der deutschen Infanterie ein Vorstoß von 40 Kilometern.

"NIE IM LEBEN HÄTTEN WIR GEGLAUBT, DASS EIN ANGRIFF MIT GIFTGAS FOLGEN KÖNNTE"

Nachfolgend ein Bericht über diesen 22. April 1915, an dem der erste Angriff mit Giftgas erfolgte. "Oberst Mordacq war gerade im Begriff zu gehen, als gegen 17.20 Uhr ein Anruf von Kommandant Villevaleix (vom 1. Infanterieregiment) einging. Keuchend, haspelnd und mühevoll berichtet er "von einem heftigen Angriff, riesigen gelben Rauchwolken, die aus den deutschen Schützengräben aufstiegen und sich langsam über die gesamte Front ausbreiteten, von den Infanteristen, die versucht haben, sich aus den Schützengräben zu retten und zurückzuziehen; viele sind jedoch erstickt." Wenn man solche Nachrichten erhält und vor allem mit einer derartigen Stimme, muss man sich fragen, ob der Kommandant verrückt geworden ist oder einen Gehirnschlag erlitten hatte, was vor allem am Anfang des Bewegungskrieges häufig der Fall war, insbesondere während der Kämpfe in Chipotte im September 1914."

"Wir dachten nicht im Entferntesten an einen Giftgasangriff. Diese Möglichkeiten hatten wir zuvor niemals in Betracht gezogen und auch seit unserem Eintreffen in Belgien nie zuvor von einem solchen Angriff gehört. Aber gleich danach waren heftige Schusswechsel zu hören, begleitet von gefährlichen Kanoneneinschlägen. Es schien tatsächlich etwas völlig Anormales passiert zu sein. Eines war sicher, es war ein Angriff. Nahezu gleichzeitig ging ein weiterer Telefonanruf ein. Dieses Mal war es Kommandant de Fabry, dessen Stimme ähnlich bewegt war wie die des Kommandanten Villevaleix. Er bestätigte dessen Bericht und fügte hinzu, "dass er gezwungen war, seinen Posten aufzugeben, weil er nicht mehr atmen konnten. Rings um ihn herum fielen reihenweise Infanteristen um, die entweder erstickt waren oder getötet wurden beim Versuch, der Artillerieblockade der Deutschen zu entkommen, die von unseren Reservisten errichtet worden waren. Die Situation war unerträglich, wir waren gefangen zwischen dem Gas und den Sperren." Schließlich folgte ein weiterer Anruf von Kommandant Villevaleix: "Rings um mich fallen alle tot um, ich verlasse meinen Posten", das Ende des Satzes war nicht mehr zu hören, das Telefon war tot. "

EINE SZENE AUS DANTES INFERNO

"Alles sah gleich aus, von Kanalseite aus stiegen gelbe Rauchwolken auf, die 300 bis 400 Meter von Boesinghe ankamen; wir spürten das Brennen in der Nase und im Hals; es folgte ein Ohrensausen und die Atmung wurde immer flacher; ein unerträglicher Chlorgeruch umgab uns. Wir mussten auch sofort von den Pferden absteigen, denn auch sie waren verstört, außer Atem und verweigerten nicht nur den Galopp, sondern selbst das Fortbewegen im Schritttempo. (...) Auch in unmittelbarer Umgebung des Dorfes, nahm das Geschehen einen wahrlich tragischen Verlauf. Alle flüchteten: Bewohner, "Fröhliche", Infanteristen, Zuaven, Artilleristen, ohne Waffen, verstört, mit Kapuzenmantel oder auch geöffnetem Mantel, mit abgerissener Krawatten, die allesamt wie die Verrückten rannten, willkürlich durcheinander, qualvoll nach Wasser riefen, Blut spuckten oder sich am Boden wälzten und nach Luft rangen. Ein torkelnder Soldat fragte nach Milch als er den Oberst kommen sah, und rief: "Mein Oberst, diese... sie haben uns vergiftet". Was folgt, ist kurz gesagt eine Szene aus Dantes Inferno; schlimmer konnte es auch der große italienische Poet in seinem unvergänglichen Werk nicht beschreiben. Bereits seit Kriegsbeginn wurden wir leider Zeugen, ...egal ob in Lothringen, in Arras, panischer Momente, aber nichts kam diesem unvergleichbaren Spektakel einer solchen unkontrollierten und schnellen Flucht gleich."

"Als wir die Flüchtigen aufhalten wollten, war dies vergebene Mühe, wir gaben bald auf; es waren keine Soldaten mehr, die zu flüchten versuchten, sondern vielmehr arme Wesen, die den Anschein machten, als seien sie plötzlich alle verrückt geworden. Entlang des gesamten Kanals bot sich dasselbe Bild: ohne die Kugeln oder Projektile wahrzunehmen, auf beiden Seiten eine traurige und in Panik geratene Meute, die nach Wasser bettelte, in der Hoffnung, es könne ihre schrecklichen Schmerzen lindern. (...) Dem Oberst gelang es, einige Artillerieoffiziere, denen die Flucht gelungen war, zu befragen, und auch sie unterstützten beherzt die Kanoniere, die sie erreichen konnten, in der Umgebung der Brücke. Verrückt vor Wut, Blut spuckend, die Augen weit aufgerissen, erzählten sie, dass alles in die Hände der Deutschen gefallen sei und dass schnell ein Gegenangriff organisiert werden müsse, um alles zurückzuerobern. Aber mit wem und mit was? "

IN RICHTUNG CHEMISCHER KRIEG

Die Zahl der durch Gasangriffe getöteter Menschen ist nur schwer exakt zu bestimmen. Je nach Quelle werden die an diesem Tag durch Giftgas gestorbenen Menschen auf 1.000 bis 5.000 geschätzt. Nahezu 5.000 Soldaten wurden gefangen genommen. Auf französischer Seite erfolgt der erste Giftgasangriff erst im Februar 1916. Insgesamt waren es ca. 20.

Sie fanden statt entlang einer Front von ca. fünf Kilometer Länge, wobei in einem Aktionsradius von 10 bis 15 Kilometer durchschnittlich 6.000 Flaschen Bertolite (Chlor) zum Einsatz kamen. Schutzausstattung, Ausbildung und Disziplin in den Truppen sind die wichtigsten Voraussetzungen für den Gegenangriff und tragen dazu bei, den Einsatz solcher Kampfmethoden einzuschränken.


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Die Redaktion

Mehr kennen

Bibliografie:

Les grandes heures de la guerre. La guerre des tranchées, Général Henri Mordacq, tome 2, Plon, Paris, 1939.

La Guerre des gaz 1915-1918, Paul Voivenel et Paul Martin, Giovanangeli, 2004

"La guerre des gaz de 1915 – 1918", 14-18 Le magazine de la Grande Guerre n° 38, Éditions Soteca SARL

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