Théodose Morel
Théodose Morel, genannt "Tom"
Théodose Morel erblickt am 1. August 1915 in Lyon das Licht der Welt. Sein Vater stammt aus einer alteingesessenen Familie aus Lyon, die in der industriellen Verarbeitung von Seide tätig ist, seine Mutter stammt aus einer Savoyer Offiziers- und Juristenfamilie.
Er besucht die Primär- und Sekundärschule der Jesuitenbrüder und entscheidet sich dann, Soldat zu werden. Von 1933 bis 1935 bereitet er sich in der Sondermilitärschule in Saint-Cyr für die Aufnahme an der Sainte Geneviève in Versailles vor. 1935 wird er für die ESM zugelassen (im militärischen Jahrgang von Lyautey) und als er zwei Jahre später die Schule verlässt, öffnet ihm sein erreichter Dienstgrad viele Türen: Er entscheidet sich für das 27. Gebirgsjägerbataillon (27. BCA) in Annecy, wo er am 1. Oktober 1937 seinen Dienst antritt. Am selben Tag wird er zum Unterleutnant ernannt.
Théodose Morel heiratet im November 1938 Marie-Germaine Lamy und der in Chamonix ausgebildete Gebirgsaufklärer wird zum stellvertretenden Kommandant der Sektion der Gebirgsaufklärer in Abondance, bevor er später selbst die Leitung übernimmt. Im Mai 1939 gewinnt seine Sektion Savoyen und die italienische Grenze. Sein Posten ist oberhalb von Val d'Isère angesiedelt. Am 21. September wird er zum Leutnant befördert. Während sich das 27. BCA auf den Weg an die Ostfront macht, bleibt seine Sektion, sehr zu seinem Bedauern, vor Ort, um die Grenzen zu bewachen.
Dies hindert ihn dennoch nicht daran, sich auszuzeichnen, als er vom 12. bis 20. Juni den italienischen Gebirgstruppen gegenüber steht. Durch ein geschicktes, wenn auch riskantes Manöver gelingt es ihm gemeinsam mit einem seiner Jäger, vier feindliche Soldaten gefangen zu nehmen.
Obwohl er am 18. Juni von einer Kugel getroffen und am rechten Arm verletzt wird, bleibt er bei seinen Jägern und erhält dafür das Kriegsverdienstkreuz. Am 21. und 22. Juni 1940 wird er mit seiner Sektion nahe des Kleinen Sankt Bernhard Passes zur Verstärkung gerufen. Es gelingt ihm, die feindlichen Truppen aufzuspüren, wodurch die Artillerie das Feuer eröffnen und die feindlichen Truppen zum Rückzug zwingen kann. Leutnant Morel erhält eine zweite Auszeichnung und den Orden der Ehrenlegion verliehen.
Anschließend dient er in der Armee des Waffenstillstands in Annecy, wo Kommandant Vallette d'Osia das Kommando der 27. BCA übernommen hatte, mit dem Ziel, seine Einheit auf die Rache vorzubereiten.
Im August 1941 wird Leutnant Morel in Saint-Cyr zum Ausbilder ernannt, zieht sich nach Aix-en-Provence zurück und in der Hoffnung, dass der Kampf wieder aufgenommen wird, bildet er seine Schüler entsprechend aus. Nach dem Einmarsch der Deutschen im November 1942 in der Südzone und der Demobilisierung der Armee des Waffenstillstands, tritt er in der Haute-Savoie dem Widerstand bei und unterstützt unter dem Deckmantel einer Weberei die Untergrundbewegung. Er trifft erneut auf Vallette d'Osia, der die Geheimarmee (AS) des Departements befehligt sowie auf Hauptmann Anjot vom 27. BCA. Er kümmert sich um den Aufbau der AS in der Haute-Savoie, die durch die Einführung des Arbeitsdienstes (STO) im Februar 1943 unbeabsichtigt dazu beigetragen hatte, dieses Feuer zu entfachen. Durch die Verhaftung von Vallette d'Osia im September 1943 durch die Deutschen, die den Platz der Italiener eingenommen hatten, und seine anschließende Flucht nach England, verliert die AS der Haute-Savoie ihren Anführer. Sein Nachfolger wird Henri Romans-Petit, Leiter der AS in Ain. Morels Aktivitäten nehmen immer mehr zu und seine Familie entkommt nur knapp einer Verhaftung.
Ende Januar 1944 erhält Leutnant Théodose Morel, alias Tom von Henri Romans-Petit die Befehlsgewalt über die Widerstandsgruppe der Haute-Savoie. Seine Mission besteht darin, die Fallschirmabwürfe über dem Plateau von Glières in 1.500 m Höhe und ca. 15 km entfernt von Annecy, in Empfang zu nehmen. Die Aktionen des Widerstands und der Sabotage weiteten sich immer weiter aus und im Departement wird das Kriegsrecht verhängt. Tom entscheidet sich, 120 Widerstandskämpfer in Glières zu formieren. Es werden zwei Kompanien gebildet. Ab Februar nehmen die Auseinandersetzungen mit den Reserveeinheiten (GMR) in den folgenden sechs Wochen ständig zu. Ende Februar sind drei Kompanien mit über 300 Männern auf dem Plateau eingekesselt.
Mit hohem Kraftaufwand organisiert Tom mit den ihm verbleibenden Mitteln die Verteidigung von Glières und schwört sein Bataillon zu einer starken und homogenen Truppe zusammen, um den Befreiungskampf zu gewinnen. Dank seinem Impuls gelang es dem Bataillon, dessen Devise nun lautete „frei leben oder sterben“, nicht nur die Mitglieder der AS, sondern auch die Franc-Tireurs et Partisans (FTP) und einige Dutzend spanische Republikaner zu vereinen, eine erfolgreiche Mischung aus Soldaten unterschiedlicher Einheiten und der Widerstandskämpfer aus Savoyen.
Dank dem ersten Fallschirmabwurf von 54 Containern waren sie nun mit Leichtwaffen ausgestattet. Am 2. März wurde die Operation gegen das Hôtel Beau séjour in Saint Jean de Sixt entschieden, wo die GMR stationiert war. 30 Männer wurden gefangen genommen und zum Austausch für die Befreiung von Michel Fournier benutzt, ein Medizinstudent und Sanitäter in der Untergrundbewegung, der von Grand Bornand nur wenige Tage zuvor gefangen genommen wurde. Trotz der informellen Zusage des Polizeiintendanten Lelong von Annecy, wurde Fournier dennoch nicht freigelassen.
Am 5. März erfolgt der nächste Fallschirmabwurf mit 30 Containern. Mit der Absicht, Lelong zur Einhaltung seines Versprechens zu zwingen, plant Tom für die Nacht vom 9. März 1944 eine wichtige Operation gegen die P.C. der GMR in Entremont, bei der ungefähr 100 Männer involviert sind. Das Hauptangriffsziel stand fest: Angriff auf das Hôtel de France, Sitz des Generalstabs der Polizei. Die Sektion der Gebirgsaufklärer dringt ins Innere ein und führt einen erbitterten Kampf.
In dem Moment, als die Jäger ihre Gefangenen entwaffnet hatten, zieht Kommandant Lefèvre, Chef der GMR, eine Waffe aus der Tasche, lädt diese und zielt auf Tom Morel, der durch einen Schuss ins Herz zusammenbricht, bevor der Schütze selbst niedergeschlagen wird.
Leutnant Théodose Morel wird von seinen Kameraden am 13. März auf dem Plateau von Glières begraben. Am 2. Mai 1944 wird sein Leichnam in das Tal gebracht. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Militärfriedhof von Morette, heute bekannt unter Nécropole Nationale des Glières, in der Haute-Savoie.
- Ritter der Ehrenlegion
- Compagnon de la Libération – Erlass vom 20.11.44
- Kriegsverdienstkreuz 1939 – 1945 (2 Auszeichnungen)