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Verordnung 366 vom 25 Juli 1942

Aktie :

Das Freie Frankreich hat juristische Arbeit geleistet, ein fundamentales, grundlegendes Werk, das bei der Befreiung bestätigt wurde und dessen Spuren sich in unserem positiven Rechtssystem finden. Dies ist der Fall der “Verordnung 366”: Der am 25. Juli in London unterzeichnete Text legt die Regeln zur Integration in die französischen Streitkräfte fest. Er ist noch immer in Kraft und zeigt weiterhin seine Wirkung. Was den Anwendungsbericht dieser Verordnung betrifft, so ist er der Ursprung besonders bewegender Chirographen.

Corps 1

Die juristische Arbeit des Freien Frankreichs zu erwähnen bedeutet, die Juristen zu ehren, allen voran René Cassin. Er kommt am 28. Juni 1940 in London an und wird am nächsten Tag von General de Gaulle empfangen, der ihn sofort damit beauftragt, die juristischen Dienste für den Wiederaufbau zu organisieren. Der Mann ist klug und seine Fähigkeiten sind bekannt, er ist ein ehemaliger pazifistischer Kämpfer, Professor an der juristischen Fakultät in Paris und während 14 Jahren französischer Abgeordneter beim Völkerbund. Außer der Einrichtung dieser Dienste wird René Cassin auch mit der Verhandlung der ersten Abkommen mit Churchill betraut, sowie der Festlegung des Status der französischen Freiwilligen, die in England ankommen, um den Kampf fortzusetzen. Diesem engagierten, aufrechten und integren Intellektuellen verdanken wir auch eine Vielzahl von Akten der Anerkennung, bilateralen Abkommen, diplomatischen Schreiben und Verordnungen.

Mit der Aufstockung ihrer Effektive, der Übernahme neuer Kompetenzen, der Erweiterung ihrer Dienste und ihrer Aktivitäten gelangt es dem Freien Frankreich, die Rolle einer öffentlichen Macht zu übernehmen. Die Analyse der Verordnung 366 ist ein Beispiel dafür.

Ein entscheidender Text

Die Verordnung 366, die am 25. Juli 1942 in London erlassen und heimlich ins besetzte Frankreich für die Leiter der Netzwerke eingeschleust wurde (siehe Tonbildschau) ist ein entscheidender Text, der die Regeln zur Integration in die Forces françaises combattantes (FFC) festlegt. Dennoch war dieser von Charles de Gaulle, dem Chef des kämpfenden Frankreichs und Präsident des Comité national den Historikern und der breiten Öffentlichkeit lange unbekannt, genauso wie das dazugehörige Rundschreiben Nr. 1368/D/BCRA vom 27. Juli 1942. Ohne Zweifel liegt das am Mangel an Popularisierung, dass das Lesen der Akten des Büros des Widerstands, die die Netzwerke der FFC betreffen, manche Leser enttäuschen, insbesondere jene der Kategorien O, P1 und P2, der Grade der Eingliederung und der Begriff Agent, den sie nur schlecht verstehen.

Um diese beiden Texte besser bekannt zu machen, möchten wir darauf hinweisen, dass sie heute einfach im Internet konsultiert werden können. Sie wurden niemals außer Kraft gesetzt, behalten ihre Gültigkeit und haben weiterhin Wirkung. Sie verdienen ihren Platz im Code des pensions militaires d'invalidité et des victimes de la guerre sowie im Bulletin officiel des Armées.

Corps 2

Die Notiz 1368/D/BCRA

Den Freiwilligen der FFC beizutreten setzt die Anlage von Einzelakten in London voraus. Aber wie soll man diese Akten anlegen, wenn die Freiwilligen keinen direkten Kontakt zu den Diensten des Freien Frankreichs in London haben, wenn sie vor Ort Pseudonyme benutzen und vermeiden, Papiere aufzubewahren, die sie in Gefahr bringen könnten? Noch dazu könnten sie nachdem der Frieden eingekehrt ist Interesse daran haben, ihr Engagement beweisen zu können. Wie kann man also die Mitgliedschaft beim Netzwerk beweisen, vor Allem um von der Anerkennung der erwiesenen Dienste zu profitieren oder Entschädigungen und Pensionen zu beziehen, die diese Verordnung im Fall von Schädigung, Verhaftung, Invalidität oder Tod im Rahmen von Akten des Widerstands vorsieht?

Die Juristen des Freien Frankreichs haben alle diese Punkte im Rundschreiben 1368/D/BCRA detailliert beschrieben. Ohne Zweifel haben solche juristischen und administrativen Sorgen bei denen, die sich an der Front befanden und eher Waffen als Rechtstexte erwarteten, mehr oder weniger bissige Reaktionen hervorgerufen. Aber sie haben bestimmt auch einigen ihrer Kameraden erlaubt, sich besser zu motivieren, insbesondere jene, die sich fragten, wie die Zukunft aussieht, wenn ihnen das Schlimmste passiert. Noch heute werden die Militärpensionen für Invalide auf dieser Basis ausgezahlt, insbesondere an Internierte und Deportierte, sowie die Hinterbliebenen, da diese Pensionen übertragbar sind.

Das geheime Engagement bei den FFC

Das Engagement bei den FFC respektiert Formen und Regeln. Es setzt eine Begegnung in the field zwischen dem Verantwortlichen und dem Freiwilligen voraus, bei dem Ersterer Letzteren fragt, “ob er General de Gaulle und das französische Nationalkomitee als einzige Vertreter des kämpfenden Frankreichs anerkennt und ihn auffordert, mit Ehre, Treue und Disziplin für die FFC zu dienen”. Daraufhin erhält der Verantwortliche die Akte des Engagements und füllt den persönlichen Fragebogen aus (QS, siehe Tonbildschau).

Die Akte des Engagements bei den FFC ist ein Dokument, das von allen gelesen werden kann, aber dessen Sinn Nichteingeweihten entgeht. Der Freiwillige wird aufgefordert, ein einfaches Blatt Papier zu nehmen, und mit der Hand einen bedeutungslosen Text von einigen Zeilen nach seiner Wahl darauf zu schreiben. Danach muss er das Blatt entweder im Zickzack oder in der Mitte des Textes durchreißen, und die obere Hälfte dem Verantwortlichen geben und die untere Hälfte behalten. Wir haben es verstanden: Dieser Vorgang dient dazu, den Freiwilligen in aller Diskretion zu identifizieren, indem die beiden Teile zum Beweis seines Engagements zusammengefügt werden. In den folgenden Jahren kann jeder, der die untere Hälfte eines einfachen Blattes dem Vertreter einer Behörde vorlegt und so den zerteilten Text leserlich macht, von den Vorteilen profitieren, die in Artikel 2 und 3 der Verordnung 366 angeführt sind. Ein solcher Vorgang nennt sich Chirograph.

Was den Fragebogen QS betrifft, handelt es sich um 25 nützliche Fragen, um zahlreiche Einzelakten öffnen zu können. Ein Modell für den Fragebogen findet sich im Bulletin officiel des Armées.

Die Agenten schützen

Nach diesen Formalitäten muss der Verantwortliche die gesammelten Elemente rasch nach London übertragen. Aus offensichtlichen Sicherheitsgründen muss er die obere Hälfte des Papiers und den Fragebogen getrennt senden, z. B. die gesammelten Akten mit der üblichen Post und die Fragebogen per Funk. Oder, falls die Akten und der Fragebogen auf Papier festgehalten sind, mittels zweier verschiedener geheimer Flugoperationen. Der Fragebogen QS ist natürlich, zumindest teilweise, verschlüsselt, insbesondere was delikate Antworten betrifft. Da in der Zwischenzeit der Verantwortliche das Aktenzeichen des Freiwilligen auf seiner Akte und seinem Fragebogen eingetragen hat, muss er die Liste der Aktenzeichen und die entsprechenden Identitäten idealerweise in einer dritten Etappe übermitteln. Wir präzisieren, dass das Aktenzeichen des Freiwilligen aus der dem Netzwerk zugeteilten Ziffer, gefolgt von einer Auftragsnummer besteht.

Nach Erhalt in London ist es Aufgabe der zuständigen Stellen des BCRA, ein Dossier pro Freiwilligem anzulegen. Es ist ein normaler Kartonordner, der die Identifikationsnummer beim BCRA und das Aktenzeichen des Agenten oder eine falsche Identität trägt. Die ersten Dokumente, die man hinzufügt, sind häufig die Fragebogen QS, die Akten des Engagements und die Texte zur Identifizierung.

Die Freiwilligen wiederfinden und identifizieren

Eine der Freuden der zukünftigen Forscher wird es sein, diese ca. 18.000 Dossiers zu öffnen, die Akten des Engagements und die Fragebögen sowie deren Inhalte zu studieren, bis es ihnen gelingt, Verfasser und Betroffene zu identifizieren. Aber es gibt auch unauffindbare Dossiers, die während des Transports verloren gegangen sind, oder weil der Kriegsverlauf und die Gewalt der Unterdrückung andere Prioritäten setzten. Aber auch weil die Agenten der Netzwerke nicht alle FCC des Generalstabs von General de Gaulle erfasst haben. Aber die Enttäuschung über eine fruchtlose Suche darf nicht vergessen lassen, dass es andere Arten des Engagements gibt: Durch Vollmacht, durch Erklärung, die per Fernschreiben einging, durch ein in London ausgefülltes Formular. Ganz zu schweigen von den rückwirkenden Regularisierungen, welche mehr oder weniger glaubwürdig sind.

Eine systematische Auswertung von ca. 1.500 dieser Akten hat es uns ermöglicht festzustellen, dass die Anweisungen der Anforderung und ihres Anwendungsberichts von manchen Netzwerken genauer als von anderen befolgt wurden, aber es ist zu früh, um genaue Schlüsse zu ziehen. Die Auswahl der Chirographe, die in diesen Seiten präsentiert werden, ist der Erinnerung an die Agenten des Bureau des opérations aériennes (BOA) gewidmet. Dieses wichtige Aktionsnetzwerk, das mit dem geheimen Flugbetrieb in der Nordzone betraut war, wurde im Frühjahr 1943 unter der Aufsicht von Jean Moulin, mit der Hilfe von Jean Ayral (Pal), Paul Schmidt (Kim), Michel Pichard (Bel) und Pierre Deshayes (Rod) gegründet.

Man kann feststellen, dass der Deckname Bel oft erwähnt wird. Wie der Deckname Gauss, der ihm nachfolgte, bezeichnete er Michel Pichard, Leiter des Blocks Ost des BOA und nationaler Koordinator. Jeder der regionalen Leiter war verantwortlich für einen Leiter des Départements, der wiederum den Leitern des Sektors nahestand.

Die Akten des Engagements, die Fragebögen QS und die hier präsentierten Texte ermöglichen es uns, folgende Personen zu identifizieren.

Bel-V (siehe Tonbildschau), alias Alix Lhote, geboren am 26. Juni 1921 in Charmoille (Doubs), Lehrer, Sektorleiter. Verhaftet am 3. April 1944. Deportiert nach Natzweiler-Struthof und Schömberg.

Bel-Q (siehe Tonbildschau), alias René Pajot, geboren am 22. Februar 1918 in Saint-Vénérand (Haute-Loire), Offizier für Operationen in Haute-Marne. Verhaftet am 10. Februar 1944 in Dijon. Deportiert nach Neuengamme.

Bel-1 (siehe Tonbildschau), alias René Collin, geboren am 4. Juni 1922 in Saint-Cloud, Offizier für Operationen in den Regionen Marne, Meuse, Meurthe-et-Moselle und den Vogesen. Verhaftet am 24. April in der Gegend von Longwy. Verstorben während der Deportation nach Melk.

Bel-T (siehe Tonbildschau), alias Roger Ramey, geboren am 7. September 1919 in Saint-Privat-d'Allier (Haute-Loire), Départementsleiter in Côte-d'Or. Verhaftet am Donnerstag, 9. März 1944 in Dijon. Verstorben während der Deportation nach Gusen.

Bel E (siehe Tonbildschau), alias Roger Lebon, geboren am 5. November 1924 in Paris, Leiter der Verbindungen des Bocks Ost. Verhaftet am 20. März 1944, rue de Lourmel in Paris. Deportiert nach Dachau.

Michel Blondan

Pensionierter Professor. Doktor der Geschichte, spezialisiert auf Rechts- und Verfassungsgeschichte.

Autor von zwei Werken über die Bräuche in Saint-Claude.

Seine aktuellen Studien beschäftigen sich mit dem Bureau des opérations aériennes, Region D.

WEITERE INFORMATIONEN

Die Verordnung 366 und das Ausführungsrundschreiben können im offiziellen Bulletin der Armee eingesehen werden (siehe Bibliographie und Linksammlung). Die Akten des Engagements der Agenten der FFC werden in rund 18.000 Einzeldossiers aufbewahrt, in alphabetischer Reihenfolge, meistens nach Pseudonymen und manchmal unter dem richtigen Namen des Agenten. Diese Archive stellen die Unterserie GR 28 P 11 dar.

  • Décret n°366 du 25 juillet 1942.
    © SHD
  • Acte d'engagement de Bel-V, alias Alix Lhote, 1943.
    © SHD
  • Questionnaire signalétique de Bel-V, alias Alix Lhote, 1943.
    © SHD
  • Acte d'engagement de Bel-Q, alias René Pajot, 1943.
    © SHD
  • Acte d'engagement de Bel-1, alias René Collin, 1943.
    © SHD
  • Acte d'engagement de Bel-T, alias Roger Ramey, 1943.
    © SHD
  • Acte d'engagement de Bel-E, alias Roger Lebon, 1943.
    © SHD