Hauptmerkmale der ersten unfertigen Schiffsversion im Jahr 1936:
Länge: 248 m
Breite: 33,08 m.
Tiefgang: 9,17 m
Bewegung: 38.450 Tonnen
Durchschnittliche Geschwindigkeit: 32 Knoten
Triebkraft: 150.000 PS
Anzahl Propellerwellen: 4
Bewaffnung:
8 380-mm-Kanonen mit 4 Geschütztürmen
- 15 152-mm-Kanonen mit 3 Geschütztürmen
- 12 100-mm-Kanonen mit 6 doppelten Geschütztürmen
- 12 37-mm-Kanonen mit 6 doppelten Lafetten
- 24 13,2-mm-Maschinengewehre mit 6 vierfachen Lafetten
- 3 Wasserflugzeuge Loire-Nieuport und 2 Katapulten.
Erbauer: Ateliers et Chantier de la Loire et Chantier de Penhoët Saint-Nazaire
Reeder: Marine Nationale
Der Krieg von 1940 bis 1945
Die Besetzung des Hafens
Der Hafen von Saint-Nazaire nimmt während des Zweiten Weltkriegs eine äußerst wichtige strategische Rolle ein. Am 12. Juni 1940 wird die Front von den Truppen der Wehrmacht zerschlagen. 40.000 britische, polnische und tschechische Soldaten flüchten in den Hafen von Saint-Nazaire, um von dort aus nach Großbritannien einzuschiffen. Am 17. Juni kommen 3.000 Flüchtlinge, sowohl Soldaten als auch Zivilisten an Bord des Passagierschiffes Lancastria ums Leben. Aus Saint-Nazaire kommend, lautete ihr Ziel Loire. Am 19 Juni verlässt der Panzerkreuzer Jean Bart, zu diesem Zeitpunkt in Bau in Saint-Nazaire, den Hafen, um sich vor den deutschen Truppen in Sicherheit zu bringen, die anschließend am 21. Juni in die Stadt einmarschierten. Im Januar 1941 beginnt die Besatzungsmacht mit der Errichtung einer U-Boot-Basis sowie mehreren Bunkern entlang der Küste und der Hafeneinfahrt. Dieser als Verteidigungsanlage dienende Hafen erleidet am 27. März 1942 einen heftigen Überraschungsangriff durch ein britisches Sonderkommando, der so genannte Chariot-Überfall. Dem britischen Kommando gelingt es, die Hafenanlagen auszuschalten und mit einer gelungenen Sprengung des Zerstörers Campbeltown eine wichtige Schleuse, die so genannte Joubert, zwischen die beiden Hafenbecken zu treiben.
Campbeltown
Länge: 101 m
Breite: 9,90 m
Tiefgang: 3,30 m
Maximale Geschwindigkeit : 35 Knoten
Die Campbeltown war ein ehemaliger Zerstörer der USA mit Namen Buchanan. Er wurde 1920 in Betrieb genommen und dann im September 1940 gemeinsam mit weiteren 49 Einheiten an Großbritannien abgegeben. Im Austausch dafür erhielten die USA die Zusage, die britischen Stützpunkte in Neufundland und auf den Westindischen Inseln nutzen zu dürfen. Nachdem die Campbeltown für die Operation Chariot ausgewählt wurde, wurde sie in die Schiffswerft von Portsmouth verlagert, wo entsprechende Änderungen vorgenommen werden sollten. Ziel war nicht nur die Ausstattung mit fünf Tonnen Sprengstoff, eingelassen in Zement, sondern auch die Änderung der beachtenswerten Silhouette, ihrer auffallenden spitz zulaufenden Form und den vier Kaminen. Die hinteren Kamine wurden entfernt, während die vorderen die Form einer Pfeife erhielten. Auf diese Weise glichen sie eher einem deutschen Torpedoschiff des Typs „Möve-Class“. Das Schiff bekommt einen neuen Anstrich in den üblichen Farben der Schiffe, die auf der Manche verkehrten. Dies sollte sicherstellen, dass das Schiff sich möglichst unauffällig bewegen konnte. Binnen drei Wochen war das Bélier-Schiff für die Operation Chariot bereit.
Die Bombardierung der Stadt und des Hafens
Der deutsche U-Boot-Stützpunkt in Saint-Nazaire stellt für die alliierten Kräfte ein strategisches Ziel dar. Während der über 50 Bombardierungen der Stadt zählen die Bewohner zu den ersten Opfern. Insgesamt sterben 479 Menschen, mehrere hundert werden verletzt und 85% der Stadt wird zerstört. Bereits seit Beginn der Besetzung wird Saint-Nazaire von der britischen Luftwaffe bombardiert. 1943 werden sie abgelöst durch die amerikanischen Flieger „Flying Fortress“, die hunderte mit Sprengsätzen bestückte Bomben und Brandbomben abwerfen. Obwohl es aussichtslos schien, die U-Boot-Basis zu zerstören, entscheiden sich die Alliierten 1913 die Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Durch die Zerstörung der Infrastruktur und die Bombardierung aus großer Höhe sollte das Leben sowie die Nutzung des Hafens unmöglich gemacht werden. Nach der Bombardierung mit Brandbomben am 28. Februar 1943 liegt nahezu die Hälfte der Stadt in Schutt und Asche. Weitere Bombardierungen folgen, unter anderem eine am 29. Mai 1943, bei der bei einem einzigen Angriff auf Saint-Nazaire 170 Bomber zum Einsatz kommen. Am 1. März 1943 wird die Evakuierung aller Einwohner organisiert. Die Bewohner von Saint-Nazaire finden eine neue Heimat im benachbarten Brière und in zahlreichen Gemeinden der Halbinsel Guérande.
Die Befreiung des Hafens
Im Juni 1944 beginnt die Befreiung des französischen Gebiets, ausgenommen des Bereichs rund um die U-Boot-Stützpunkte, die von den Deutschen verteidigt werden. Zwischen September 1944 und Mai 1945 ist das Gebiet rund um Saint-Nazaire von alliierten amerikanischen Truppen sowie französischen Widerstandskämpfern umzingelt. Der Kreis umfasst 30 Kilometer im Norden und reicht im Süden bis zur Mündung der Loire. In der Mitte dieser Festung von Saint-Nazaire befindet sich die U-Boot-Basis. Am 10. Mai 1945 stimmt der deutsche General Junck der Kapitulation der Basis in Saint-Nazaire und der dort stationierten 28.000 Soldaten zu. Am 11. Mai marschieren die alliierten Truppen in die zerstörte Stadt ein. Sie übernehmen die U-Boot-Basis mitsamt dem U-Boot des Typs U-510 IX, einen Öltanker, ein Sanitätsschiff, zwei Minenleger, ein Dutzend Minensuchboote, ungefähr 10 Schlepper sowie ca. 15 Patrouillenboote. Die U-510 wird unter dem Namen „Commandant Bouan“ in die nationale französische Marine aufgenommen. Der Generalstab der Alliierten richtet sein Hauptquartier an Bord des deutschen Sanitätsschiffes, der München, ein. Am 23. Juli besucht General de Gaulle, Leiter der vorübergehenden Regierung die in Trümmern liegende Stadt und die Schiffswerften. Ins goldene Buch der Stadt schreibt er nur einen einzigen, einfachen Satz: „Für Saint-Nazaire, die Beispiel und Hoffnung zugleich ist.“
Aufruf an die Bevölkerung
Offizielle deutsche Autoritäten behaupten, dass die „Zivilbevölkerung Frankreichs am Vorabend Kriegshandlungen gegen die Besatzungsarmee geführt haben. Wir können nicht glauben, dass dies geschehen ist. Wir fühlen uns verpflichtet, unsere Mitbürger unverzüglich über die Geschehnisse zu informieren: Die Gesamtbevölkerung wird die Verantwortung für dieses erneute Attentat übernehmen müssen. Wenn die Verantwortlichen auf dem Stützpunkt nicht gefunden werden, wird ein Zehntel der Einwohner des Viertels, in dem sich das Attentat ereignete, ohne Verurteilung erschossen. Des Weiteren muss mit weiteren Maßnahmen für die gesamte Bevölkerung gerechnet werden. Jeglicher Schlag gegen die deutsche Armee wird mit einem Schlag gegen die französische Armee vergolten. Wir rufen die Bevölkerung erneut auf, Ruhe zu bewahren und die Menschenwürde zu achten. Saint-Nazaire, am 31. März 1942, P. TOSCER, Bürgermeister. GEORGELIN, GARREC, GAUFFRIAU, GRIMAUD, Stellvertreter.
Dreieckshandel
Die Loire-Mündung war schon immer eine Drehachse für die Handelsschiffe. Bereits ab dem 17. Jahrhundert bis Anfang 19. Jahrhundert waren zahlreiche Sklavenschiffe in beiden Richtungen unterwegs. Die Reedereien in Nantes bestückten die Sklavenschiffe mit Waffen und Besatzungsmitgliedern, die auch teilweise von der Halbinsel Guérande rekrutiert werden. Die Schiffe wurden zunächst mit hergestellten Produkten und wertlosen Gütern beladen, die dann als Zahlungsmittel zum Tausch gegen Sklaven aus der Westküste von Afrika (Senegal, Golf von Guinea) eingesetzt wurden. Diese bis auf die Antillen verschickten Sklaven wurden dann wiederum gegen tropische Waren (Holz, Zucker, Kaffee usw.) getauscht, die dann wieder nach Nantes zurück transportiert wurden. Als erster Hafen für französische Sklavenschiffe wurden in Nantes 450.000 Afrikaner nach Mittelamerika verschifft, was 40% der Seetransporte ausmachte.
Die Abschaffung der Sklaverei
Während der französischen Revolution beschließt die gesetzgebende Versammlung am 26. August 1789 die „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“, die als Fundament für die Philosophie und Rechtssprechung der Republik Frankreich gilt. Die wesentlichen Neuerungen dieses Textes werden im 1. Absatz zusammengefasst: „Jeder Mensch wird frei und mit denselben Rechten geboren“. Die Durchsetzung dieses Rechts gestaltete sich schwierig, da die in den französischen Kolonien (Antillen) befindlichen Sklaven nicht als echte Einwohner anerkannt wurden. Trotz der Befreiung der Sklaven in den Kolonien im Jahr 1794, wird der Dreieckshandel bis 1848 fortgesetzt. Die endgültige Abschaffung erfolgt erst nach Einführung der Zweiten Republik Frankreichs.
Die Mayo-Skulptur
Ab 1863 war es möglich, die Mündung zwischen Saint-Nazaire und dem Südufer des Mindin per Fährschiff zu überqueren. Die Anzahl der Verbindungen zwischen den beiden Flüssen nehmen ständig zu, es fahren bald Fährschiffe für Passagiere, Tiere und Fahrzeuge. 1959 entstanden die ersten Verbindungen per Amphidrom-Schiffen, die äußerst wichtig waren für die Beförderung von Motorfahrzeugen. Diese Schiffe wurden 1975 im Hafen von Saint-Nazaire in Betrieb genommen. Im Rahmen der Gedenkfeier anlässlich des 200. Jahrestags der französischen Revolution im Jahr 1989, fertigt der Bildhauer Jean-Claude Mayo aus Reunion eine Skulptur an. Sie symbolisiert die Herzöge des Albe-Geschlechts an der ehemaligen Anlegestelle der Fähre am Mindin. Sein Werk besteht aus verschiedenen aus Holz gefertigten Teilen, die den Rumpf eines Sklavenschiffes erahnen lassen. Drei Bronzefiguren zeigen die verschiedenen Stufen der Abschaffung der Sklaverei:
Freilichtmuseum
Avenue de Saint-Hubert 44600 Saint-Nazaire
Tel.: +33 02 51 10 03 03
Fax: +33 02 51 10 12 03
E-Mail: ecomusee@mairie-saintnazaire.fr
Quelle: MINDEF/SGA/DMPA